Virtueller Prüfstand für Gebäudeperformance

Für Inbetriebnahme und Monitoring

Der weltweit erste virtuelle Prüfstand für Gebäude ist an der Technischen Universität Braunschweig online. Damit steht für die Inbetriebnahme von Gebäuden und das kontinuierliche Monitoring erstmals ein Service zur Verfügung, mit dem die Performance von Gebäuden standardisiert, eindeutig und nachvollziehbar geprüft und bewertet wer-den kann. Bauherren und Eigentümer können nun eine Vielzahl von Eigenschaften Ihrer Gebäude wie Raumkomfort, Energieeffizienz und Automationsfunktionen auf dem virtuellen Prüfstand analysieren und evaluieren lassen.  
Grundlage der Analysen sind jeweils Daten aus Gebäudeautomations- und Messsystemen. Prüfungen können einmalig, z.B. im Rahmen einer Inbetriebnahme, für eine Due Diligence (Risikoprüfung) im Zuge eines Immobilienerwerbs oder auch als kontinuierliches Monitoring erfolgen. Als Ergebnis erhalten Kunden nicht nur Prüfberichte, sondern können auf Wunsch auch selbst online Daten sichten. Besonders interessant ist der Ansatz deshalb auch für Nachhaltigkeits-Zertifizierungen nach den deutschen Labeln DGNB und BNB sowie dem amerikanischen LEED: für alle kann nicht nur die Zertifizierung auf dem virtuellen Prüfstand unterstützt werden – die Monitoring-Daten stehen dem Facility Management gleichzeitig auch für Betriebsanalysen und Optimierungen zur Verfügung.
 
Gebäude sind ein zentraler Baustein unserer Infrastruktur. Ihre Qualität entscheidet mit über Produktivität in Unternehmen, Lernerfolg in Schulen, Krankenquoten in Produktionsbetrieben und nicht zuletzt auch über den Erfolg der Energiewende. Die technische Komplexität von Gebäuden hat dabei in den letzten Jahrzehnten massiv zuggenommen. Fast alle Gewerke sind deshalb heute zumindest teilweise automatisiert: um das Raumklima zu optimieren, den Energieverbrauch zu senken, Sicherheitsstandards zu verbessern oder eine kostengünstigere Bewirtschaftung zu ermöglichen.
 
Die Kehrseite dieser Entwicklung ist – ähnlich wie in anderen Industriebereichen – eine massive Zunahme der Komplexität. „Mittlerweile ist fast jedes Gewerk am Bau ein Stückweit automatisiert“ sagt Univ.-Prof. Dr.-Ing. M. Norbert Fisch, Leiter des Instituts für Gebäude- und Solartechnik (IGS) der TU Braunschweig. „Dies ermöglicht uns die Anwendung optimierter Betriebsstrategien für Heizung, Kühlung, Lüftung und Beleuchtung. Damit im Betrieb später alles richtig läuft, ist für diese zunehmende Automatisierung eine effektive Qualitätssicherung erforderlich – und die gab es bisher nicht!“
 
Genau hier setzt der virtuelle Prüfstand für Gebäudeperformance an. Er ermöglicht eine präzise Spezifikation der geforderten Funktionen der Gebäudeautomation und die automatische Überprüfung der Einhaltung im Betrieb auf Basis von Messdaten. Wo bisher nur stichprobenartige Sichtprüfungen möglich waren, können Automationsfunktionen jetzt umfassend und kontinuierlich geprüft werden.
 
Dr. Stefan Plesser, Leiter des virtuellen Prüfstands (http://virtueller-pruefstand.de), sieht die Qualitätssicherung der Gebäudeautomation als Meilenstein: „Aus unzähligen Forschungsprojekten am IGS wissen wir, dass viele Gebäude im Betrieb nicht wie geplant funktionieren. Um gutes Raumklima bei hoher Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit zu gewährleisten, müssen wir nicht nur die Technologien, Konzepte und einzelne Komponenten, sondern insbesondere die Qualität des Gesamtsystems  Gebäude verbessern.“ Der virtuelle Prüfstand bietet jedem Bauherrn die Möglichkeit, diese Qualitäten für seine Gebäude zu erreichen“.
 
Technologiepartner des IGS ist die synavision GmbH, die selbst aus der TU Braunschweig hervorgegangen ist und gemeinsam mit Software-Experten der RWTH Aachen die Technologie-Plattform für den Online-Prüfstand entwickelt hat. „Wir haben innovative Konzepte des Software-Engineering auf die Gebäudeautomation übertragen. So können wir erstmals auf Basis von Software präzise spezifizieren, wie Anlagen funktionieren sollen,“ erläutert Dr. Claas Pinkernell, Geschäftsführer der synavision GmbH. „Unsere Online-Plattform bietet außerdem die Möglichkeit, Gebäudeperformance durch Spezifikationsbibliotheken schnell und standardisiert zu prüfen“
 
Der Service ist kostenpflichtig.

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