Wohnkomplex mit Open BIM geplant

Offener Datenaustausch für SHKL im Prestigeprojekt „Toren“

In den Niederlanden ist Building Information Modeling (BIM) längst Standard. Auch beim Wohnbauprojekt „Toren“ haben die Beteiligten gemeinschaftlich am 3D-Gebäudemodell gearbeitet. Dabei setzten sie auf einen offenen Datenaustausch. Über die Vorteile und den Objektablauf berichtet das zuständige TGA-Planungsunternehmen.

Nahe der Altstadt im nordholländischen Hoorn ist die Wohnanlage „Toren“ entstanden. Sie besteht aus einem mehrgeschossigen, U-förmigen Gebäudekomplex sowie einem 55 m hohen Turm mit über 20 Etagen. Das Objekt verfügt über 200 hochwertig ausgestatteten Wohnungen, die eine Größe von 70 bis 137 m2 haben. Zusätzlich befinden sich zwei ca. 300 m2 große Penthouses im obersten Geschoss des Turms. Im Untergeschoss verfügt das Gebäude über eine Tiefgarage mit 178 Parkplätzen sowie Kellerräume für die Bewohner. Der Eingang ist mit einem Empfangsbereich inklusive Rezeption ausgestattet.

Nicht nur in Sachen Wohnkomfort, sondern auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit erfüllt der von GeO Architecten aus Schagen konzipierte Neubau hohe Standards. Bei der Temperierung des Gebäudes setzt die Scholtens Groep – die sowohl Bauherr des Projekts ist als auch dessen Umsetzung verantwortete – auf Wärmepumpentechnologie sowie einen auf dem Dach des Flachbaus installierten Rückkühler.

SHKL-Planung mit BIM

Bei der Planung und Ausführung des Projekts kam die Arbeitsmethode des Building Information Modeling (BIM) zum Einsatz. Das Unternehmen RCB Tekeningen Management aus Veenendaal hat in dem Projekt die SHKL-Planung realisiert. „Im Auftrag des Installateurs Madern Techniek haben wir die gesamte SHKL-Installation für „Toren“ in BIM ausgearbeitet – von der Lüftungsanlage über die Fußbodenheizung, die Fußbodenkühlung, die Wärmerückgewinnungsanlage, die Leitungswasseranlage, die Regenwasserabflüsse und die Kanalisation“, erklärt Ronald Bovekerk, Inhaber von RCB Tekeningen Management und ergänzt: „Der Einsatz von BIM ist dabei für uns eine Arbeitsmethode, aus der sich eine Menge Informationen extrahieren lassen. Ein genauer Entwurf und eine genaue Planung sind dafür aber unabdingbar.“

Umfassendes Planungswerkzeug

RCB Tekeningen Management arbeitet bei all seinen 3D- und 2D-Projekten mit der Software „DDScad“ - auch dann, wenn einige der Auftraggeber in ihren Projekten favorisieren, dass eine andere Software durchgängig von allen beteiligten Stellen eingesetzt werden sollte. „Nicht nur wegen der Kosten, sondern auch, weil ‚DDScad‘ sehr zugänglich ist“, erläutert Bovekerk und weiter: „‚DDScad‘ entspricht allen Anforderungen, die wir an unsere Entwürfe stellen, und alle unsere Zeichner und Ingenieure können gut und schnell damit arbeiten.“ Die Software werde hauptsächlich eingesetzt, um Entwürfe zu erstellen, erklärt er. „Wir verwenden immer noch ‚Vabi Elements‘ für die Berechnungen, einfach weil der Markt es verlangt. Kleinere Berechnungen und Überprüfungen, z. B. für Luftkanäle, Trinkwasser- und Heizungs-Installationen, führen wir jedoch in ‚DDScad‘ durch.“

Arbeit in einem gemeinsamen Gebäudemodell

Alle Anlagen für „Toren“ hat RCB Tekeningen Management im Modell von GeO Architecten ausgearbeitet. „Mit ‚DDScad SH‘ und ‚DDScad KL‘ haben wir beide für unseren Bereich relevanten Produkte inklusive der verfügbaren Ergänzungsmodule eingesetzt“, sagt Bovekerk. „Da die Objektbibliothek der Software begrenzt ist, haben wir den Großteil der Inhalte für SHKL-Anlagen selbst angefordert, gesucht und hochgeladen. Das nimmt zwar etwas mehr Zeit in Anspruch, aber die Vorteile des Programms wiegen diesen zusätzlichen Aufwand bei weitem für uns auf.“

Flexibilität durch offenen Datenaustausch

Der Datenaustausch erfolgte nach dem Open-BIM-Ansatz über das offene Dateiformat IFC (siehe Infokasten): „Über IFC haben wir unsere Modelle mit dem Bauunternehmer Scholtens ausgetauscht, der auch die BIM-Regie übernommen, alle Modelle überprüft und die Kollisionsprüfungen durchgeführt hat“, hebt Bovekerk hervor. So ermöglichte die Open-BIM-Methode, dass jeder Partner des Projekts seine Softwarelösung verwenden konnte. Dies setzte vor Beginn der Zusammenarbeit genaue Absprachen sowie im Projektverlauf eine gute Kommunikation unter den Beteiligten voraus. „Auf diese Weise konnte sichergestellt werden, dass jedes Gewerk die erforderlichen Daten enthielt und Änderungen nicht übersehen wurden“, so der Planer.

Wünsche der Bewohner antizipieren

Nach der Entwurfsphase war RCB Tekeningen Management bis zur Fertigstellung im Jahr 2020 am Projekt beteiligt, bspw. um die Wünsche der Bewohner umzusetzen. „Die Mehrheit der Wohnungen unterlag in der Gestaltung den Wünschen der Bewohner, die sich oft noch zu einem späten Zeitpunkt änderten. Beim Bau kamen bspw. noch Beleuchtungsspots hinzu oder die Aufteilung von Bädern und Küchen änderte sich, was wir mit unseren Trinkwasser-, Abwasser- und Lüftungsleitungen und anderen Komponenten für SHKL-Anlagen antizipieren mussten. BIM bietet in solchen Fällen eine gute Lösung, weil Anlagen sofort ersichtlich sind und Änderungen schnell bearbeitet und abgeglichen werden können“, so Bovekerk abschließend.

Info

Open BIM und IFC

Open BIM ist ein universeller Ansatz für die durchgängige und gemeinschaftliche Planung, Umsetzung und den Betrieb von Gebäuden mithilfe offener Datenstandards. Die Methode entstand auf Initiative des Branchenverbands buildingSMART und mehreren führenden Softwareanbietern. Das Ziel der Zusammenarbeit ist, mit IFC (Industry Foundation Classes) ein offenes Austauschformat für die Gebäudemodellierung zu etablieren. Via IFC lassen sich Planungsdaten hersteller- und programmübergreifend zusammenführen, administrieren und in einem 3D-Modell darstellbar machen. Das Austauschformat ist nach DIN ISO 16739 normiert, sodass der Gebäudedatenbestand über den Lebenszyklus des Objekts angepasst und ergänzt werden kann.

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