Light + Building 2016

Von Sensoren zum „Smart Building“

Mit 216.000 Fachbesuchern gut besucht und mit 2.589 Ausstellern eine breite Themenvielfalt präsentierend, zeigte sich die Light + Building 2016 vom 13. bis 18. März erneut gut aufgestellt. Wichtigstes Thema der sechstägigen Fachmesse in Frankfurt am Main war die Digitalisierung im Gebäude – und das vom Einfamilienhaus über den Objektbau bis hin zu Industriegebäuden. „Wir sind außerordentlich zufrieden mit dem Verlauf der diesjährigen Light + Building und freuen uns über die erneut gestiegenen Kennzahlen. Diese unterstreichen die Stellung der Light + Building als Weltleitmesse, die positive Stimmung in der Branche und die ungebrochen hohe Zufriedenheit der Aussteller“, zeigte sich Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Frankfurt zufrieden.

Beleuchtung in Bewegung

Ist LED eine Standardtechnik geworden und OLED auf dem besten Weg dorthin, zeigten sich ausreichend neue Themenfelder, um auch in diesem Jahr einen Besuch der Lichttechnik lohnenswert zu gestalten. Auffallend auf der Messe war die zunehmende Verknüpfung zwischen den bekannten Lichtanbietern und der Elektrotechnikbranche, die sich in Kooperationen widerspiegeln und so die klassische Welt der Elektrotechnik mit der designorientierten Lichttechnik zur effizienten Beleuchtungssystemtechnik weiterentwickelt. Ein Beispiel hierfür bietet „LiveLink“ als Kooperation im Lichtmanagement zwischen Steinel im Bereich Sensorik und Trilux in der Beleuchtung.

Ein Trendthema, das die „Lichthallen“ (1 bis 6) mit den „Elektro- und Automationshallen“ (8 bis 11) noch direkter verband, war die biodynamische Beleuchtung von Gebäuden. Das auch „Human Centric Lighting“ (HCL) genannten Thema sorgt dafür, dass sich das Kunstlicht dem natürlichen Licht im Tagesverlauf anpasst und so dem menschlichen Biorhythmus nahekommt. Die Wirksamkeit der biodynamischen Beleuchtung wird durch Studien gestützt, die sowohl auf Messeständen als auch auf dem ZVEI-Forum mit Fachvorträgen vorgestellt wurden.

Die Deos AG nahm sich des Themas unter dem Gesichtspunkt einer ganzheitlichen Raumautomationslösung mit Lichtmanagement an und kombiniert so die Anforderungen aus den Bereichen Elektroinstallation und Raumklimatisierung. Auch mit einer vernetzten dynamischen LED-Beleuchtung und individuellen Beleuchtungsmustern kommt Bewegung in die Lichttechnik. „Luminous Patterns“ heißt das Verfahren bei Philips, mit dem sich Foyers, Lobbys und Rezeptionen mit Licht neu interpretieren lassen. Das frei programmierbare, vernetzte LED-Beleuchtungssystem setzt dazu mit Licht, Mustern und Materialien neue Akzente.

Für eine dank automatischer Verriegelung sichere Verkabelung der Außenbeleuchtung, z. B. im Fassadenbereich, bieten sich passenderweise u. a. die IP68-Steckverbinder der Reihe „RST mini“ von Wieland Electric an.

LG Electronics sieht den Ansatz, den Markt für smarte Beleuchtungslösungen im gewerblichen Bereich weiter auszubauen, darin, 200 Projekte ohne Aufpreis mit Sensorik, funkbasierten Netzwerkkomponenten und webbasiertem Monitoring auszustatten (https://lightingpartner.lg.de/web/). Denn nach wie vor sind es zu viele Betriebe, die beim Umrüsten ihrer Büros, Lagerhallen und Werkstätten auf LED-Licht darauf verzichten, eine passende Lichtsteuerung einzusetzen. Der reine Ein­spar­effekt, den die Umstellung auf ein LED-System gegenüber einer konventionellen Lösung bringt, reicht vielen Planern und Entscheidern auf Endkundenseite leider bislang aus.

 

Verknüpfte Sensoren und Automationsstandards

Von der Lichtseite kommen auch viele Automationsbestrebungen in der Elektrotechnik. Dabei wird aber nicht nur die Beleuchtung im Gebäude, am Gebäude und um Gebäude herumgesteuert. Auch die Rollladen- und vermehrt die Jalousie- und Rollosteuerung werden in die Haus- und Gebäudeautomation eingebunden. Generell geht es darum, Sensoren auf intelligente Weise zu verknüpfen und so einen Mehrwert im Gebäude zu erzielen.

Spannend ist der Taster mit Näherungssensor von u::Lux im Standardformat für Schalter (55 x 55 mm), die als IP-Lösung mit Farbgraphikdisplay, Mikrophon und Lautsprecher und der Möglichkeit, Videos auf dem Bildschirm des Tasters abzuspielen, extrem vielseitig nutzbar sind. In Kombination mit Temperatur-, Feuchte- und CO2-Fühlern bietet sich eine Fülle an Anwendungsmöglichkeiten. Eine etwas einfachere Version des Sensors wurde als Neuheit für KNX vorgestellt.

Auch das „Tracking“ von Personen wurde bei vielen Gesprächen an den Messeständen thematisiert. Dabei geht es darum, Personen zu erfassen und diese, etwa im Gefahrenfall, z. B. bei einem Brand, zügig zu den Ausgängen leiten zu können. Dabei geht es nicht darum, Personen zu identifizieren, sondern alle erfassten Personen im Gebäude in Sicherheit zu bringen. Dies könnte zukünftig etwa in Hotels so weit gehen, Personen in diesem Fall automatisch in der eigenen Sprache alarmieren zu können.

 

Gebäudeautomation (GA), Raumautomation (RA) und Sicherheit

Eine Taskgroup der LonMark International und der LonMark Deutschland hat in mehrmonatiger Arbeit die RA-Funktionen der VDI 3813-2 – insgesamt 50 Stück – In „LonMark Profiles“ übersetzt. Damit verfügt LonMark über die technischen Voraussetzungen, alle in der VDI 3813 beschriebenen RA-Funktionen einfach und zuverlässig umsetzen zu können. Über Webservices ist auch die Integration in das Internet of Things möglich, was für die Raumautomation neue Perspektiven eröffnet. Die neuen Profiles sollen im zweiten Quartal 2016 verfügbar sein. Sie können dann von allen Herstellern von Komponenten der Raumautomation implementiert werden. Kieback & Peter, spega und Warema, die in der Taskgroup mitgearbeitet haben, nutzen die Profiles bereits in einigen ihrer Produkte.

Bei der GFR GmbH standen das „Digicontrol Economizer“-Modul und ein neues Verfahren zur Regelung der Ventilatordrehzahl, die „Digicontrol Proportionaldruckregelung“, im Mittelpunkt, die in eine Bestandsklimaanlage des Fraunhofer Instituts Dresden nachgerüstet wurden. Nach einer Betriebszeit von 140 Tagen im Wechselbetrieb zwischen „Klassischer Regelung“ und „GFR-Eco-Betrieb“, so die Bezeichnung von Modul und Regelung, konnte eine Energieeinsparung von 69,5 % nachgewiesen werden.


Systemsicherheit ab Konzeptionsphase

Die Rolle der Datenpunkte und ihre Eigenschaften setzte Mike Newman, einer der „Väter“ des BACnet-Standards, in den Mittelpunkt seines Vortrags am Stand der BIG-EU. Er kündigte eine bessere Integration von HLK- und Nicht-HLK-Systemen ins BACnet an und zielte damit darauf ab, dass BACnet besser in die IT-Infrastruktur und den IPv6-Standard eingebunden werden wird. Seine Forderung: IT-Infrastruktur und GA müssten sich zukünftig wie gute Nachbarn verhalten und auch zusammenwirken.

Die IP500-Alliance, die sich als herstellerneutraler Standard in der Sicherheitstechnik sieht, ist dabei, einen Funkstandard zu etablieren, der sicherheitsrelevante Anwendungen wie Brandschutz, Einbruchschutz, Zutrittskontrolle, aber auch Komfortapplikationen sicher und zuverlässig verknüpft. Dazu soll das robusteste und sicherste Wireless-Netzwerk für die kommerzielle GA beitragen.

Wireless ist auch ein Thema von Wibutler. Die „Smart Home“-Lösung sorgte nicht nur auf der Light + Building, sondern auch auf den Frühjahrsmessen SHK Essen und IFH/Intherm für großes Aufsehen. Neben WLAN unterstützt der smarte Home Server Bluetooth, Z-Wave, EnOcean und Zigbee.

Gerade in den Bereichen der Gebäudeautomation spiegelte sich das Messemotto „Where modern spaces come to life: digital – individuell – vernetzt” am deutlichsten. Besonders eingängig wurde dies in der Sonderschau „Digital Building“ vermittelt. In einem zwischen Halle 11 und 9 auf dem Freigelände platzierten Gebäude wurden die Vernetzung der Gewerke und das systemtechnische  Zusammenwirken der Komponenten verdeutlicht.

Die am Markt verfügbaren verschiedenen Bustechnologien wurden dazu durch ein physikalisch gemeinsames Feld-/Automationsbusnetz als zentrales Übertragungsmedium (z. B. Ethernet), nach Umsetzung auf das BACnet-IP-Protokoll, eingesetzt. Diese Vernetzungs- und Automatisierungstechnologie hat den Vorteil, dass sie sehr flexibel ist. So können alle im Gebäude verbauten Elemente, wie beispielsweise Brandmelder, Aufzugsanlagen, Jalousien, Beleuchtung, Videoüberwachung usw., je nach Anforderung angesteuert und eingebunden werden.

Fernbedienung und Apps

Die Datenfülle in gut sichtbare, verständliche und eingängige Grafiken umzusetzen, ist eine schwere Aufgabe. So manches Mal wirkten die Versuche, Daten und Systeme zu visualisieren, auch etwas verzweifelt. Hier kann die Nutzerfreundlichkeit erhöht werden. Nicht jeder Nutzer will alle Daten und Informationen auf seinem „Dashboard“ dargestellt haben. Manch’ einer aber möchte mehr haben, als ihm geboten wird. Hier wird der Trend zu (noch) individuelleren Lösungen gehen müssen.

Auch das fast schon infla­tio­näre Angebot an Apps wird sich langfristig wieder auf ein gesundes Maß einpendeln müssen. Welcher Nutzer möchte schon für jedes Gerät bzw. jede Anwendung eine eigene App? Vielleicht geht die Entwicklung einmal dahin, dass wie beim Fernseher die Fernbedienung eine Masterapp die Kontrolle über alle Apps übernimmt. Es gibt also noch Entwicklungspotential – vielleicht schon zu sehen auf der Light + Building vom 18. bis 23. März 2018.

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