Sound of Cool

TABS-Expertentreffen in Helsingborg

Ende September 2014 lud der Akustikdeckenhersteller Ecophon Experten aus mehreren europäischen Nationen ins südschwedische Helsingborg, um sich über das Thema TABS (Thermoaktive Bauteilsysteme) in Verbindung mit akustisch wirksamen Decken auszutauschen. Hierzu waren Akustiker und Klimafachleute anwesend. Die Veranstaltung im Rahmen der „Green Building Week“ sollte Wege zu einer Nachhaltigkeit aufzeigen, die Mensch, Erde und wirtschaftlichen Erfolg nicht gegenseitig ausschließen. Vorträge, Diskussionsrunden und Fachgespräche in den Pausen führten in einem gelungenen Mix zu einem guten Miteinan­der, dass Akustikern und TGA-Fachleuten einen tiefen Einblick in die jeweils andere Fachwelt erlaubte. Beispielhaft sind dazu Aussagen aus ein paar der insgesamt rund 20 Vorträge zusammengefasst, die an den beiden Veranstaltungstagen gehalten wurden.

Einige Einblicke

Susan Roof, Heriot Watt University London, trug zum Veran­stal­tungsbeginn einige Thesen zum Mitdenken vor: „Der Bauherr sollte letztlich sagen, ob er ein Gebäude haben will, dass einem Standard für 2020, 2030 oder 2040 entspricht.“ Es gehe also darum, zukunftsorientiert zu denken. „Macht mehr mit den Gebäuden, weniger mit der Technik“, war eine weitere Forderung, die darin münden solle, „Slow Buildings“ – „langsame Gebäude“ zu bauen, die sich langsam an das Außenklima anpassen und mit weniger Energieeinsatz heizen oder kühlen, in dem sie eine gewisse Temperaturdifferenz zulassen. Andrew Parkin vertrat als zweiter Keynote-Speaker die Rolle der Ingenieure und erklärte: „Wir Ingenieure wolle Probleme lösen, nicht verursachen.“ Dabei seien Gebäude Teil eines Entwick­lungs­prozesses. Er forderte, dass es dazu eine Checkliste für gutes Design geben solle, deren Punkte in einem nachhaltigen Gebäude münden. Man solle sich nicht auf dem Argument ausruhen: „Das haben wir schon immer so gemacht.“ Vielmehr müssten Ingenieure und Architekten gemeinsam inspirierende Gebäude entwickeln.

Dr. Peter Engelmann, Fraun­hofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, Freiburg, berichtete aus 20 Jahren Erfahrungen mit TABS und nannte als Ziel: einen ganzheitlichen Zugang zum Niedrigenergiegebäude der Zukunft. Dazu müssten Gebäude einfacher und besser geplant werden. Monitoring und Evaluierung, die sach- und fachgerechte Bewertung bieten hierfür wichtige Grundlagen.

Rainer Machner, SG Ecophon, Lübeck, ging auf die Bedeutung der Akustik ein: „Der Einfluss durch Akustikmaßnahmen führt nachweislich nur an wenigen Tagen zu Temperaturüberschrei­tun­gen von 26 °C, aber dem ste­hen 365 Tage akustischer Kom­fort gegenüber!

Auch Probleme, die es bei der Abstimmung von klimatischem und akustischem Komfort geben kann, wurden offen thematisiert. Dies betrifft etwa die Problematik, wenn in die Decke weitere Funktionen wie die Beleuchtung integriert werden müssen.

Maarten Sourbron, Katholieke Universiteit, Leuven, ging auf die Einbindung von Wettervorher­sagen in die Gebäudesteue­rung ein. So sei es wenig sinnvoll, bis 21 °C zu heizen und bei knapp über 22 °C schon wie­der zu kühlen. Hier müsse die Steuerung der Klimatechnik von einer rollen­basierten Regelung zu einer modellbasierten, vorausschauenden Regelung weiterentwickelt werden. Er sprach sich dafür aus, die Temperatur von TABS im Sommer wie im Winter stets 1 K über dem minimalen Komfortlevel zu halten. Bei einem konkreten Projekt konnten damit 17 % Energieeinsparung erzielt werden. Auch bei der Vorhersagesteuerung bedürfe es einer großen Ingenieurskunst. An­sons­ten könnten die gewünschten Ziele nicht erreicht werden.

René Gamba, Group Gamba Acoustic aus Frankreich, berich­te­te über ein eigenes, 2007 er­rich­tetes Firmengebäude, und die Anfangsschwierigkeiten bei der Inbetriebnahme, die entstanden, obwohl ein komplettes Team bei der Planung beteiligt war. Das mit zwei Auszeichnungen prämierte Gebäude funktionierte bis auf die geplante Nachtlüftung von Anfang an einwandfrei. Bei der Nachtlüftung stellte sich heraus, dass die Verkabelung nicht komplett war. Anschließend stellte man fest, dass die Sensoren nicht zum Gebäude passten. Als diese Fehler behoben waren, erkannte man, dass die Programmierung fehlte. Als auch dieser Mangel beseitigt war, verfügte das Gebäude schließlich auch über eine funktionierende Nachtlüftung. Als Bauherr bekam Herr Gamba von der ausführenden Firma mitgeteilt, dass dies völlig normal sei.

Fazit

Als Zusammenfassung des zweitägigen Treffens bleibt ein Erkenntnisgewinn, der an sich nicht neu ist, letztlich aber noch zu wenig Eingang in die Praxis gefunden hat. Gebäude sollten nicht mit technischen Lösungen „repariert“ werden, um funktionsfähig zu sein. Die Ingenieurleistung muss im Vorfeld so gut sein, dass mit wenigen technischen Lösungen ein gutes Raumklima bei niedrigem Energieverbrauch erzielt werden kann. Das bedarf eines frühzeitigen Zusammenwirkens der am Projekt Beteiligten. Die Disziplinen Akustik und Thermik finden einen Kompromiss zueinander, vertraut man auf aktuelle Untersuchungen, und dürfen sich nicht gegenseitig ausschließen. Dazu hat Ecophon einen wichtigen Impuls gegeben, indem es Akustiker und TGA-Planer zusammengeführt hat. So konnte Verständnis für die jeweilige Position der anderen Seite gefördert werden. Dies drückt sich auch in der übereinstimmenden Meinung aus, dass eine akustisch wirksame Decke nicht mehr als 50 bis 60 % der Fläche beanspruchen sollte, um die darüberliegenden TABS in ihrer Kühlleistung um nicht mehr als 30 % zu verringern.

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