Energiekonzept für eine Sparkasse

Mit natürlicher Lüftung

Ein aktuell fertiggestelltes Objekt, mit dem zukünftig ein hoher Raum- und Klimakomfort ohne den Einsatz von Klimaanlagen genossen werden kann, ist der Ende 2010 fertiggestellte Neubau der Sparkasse in Rosenheim (Bayern).

Die Architektur stammt von Schleburg Architekten + Ingenieure, Rosenheim. Dieses Gebäude profitiert von der „Rückbesinnung“ auf tradi­tionelle Ge­wohnheiten und Klimakonzepte, verbindet diese jedoch mit modernsten Technologien und Erkenntnissen und erfüllt so, gewissermaßen als Nebeneffekt, die EnEV verbunden mit dem neuen Energieausweis für Gebäude auf eine ideale Weise.

Sanierungskonzept

für Sparkassenhochhaus

Das alte Sparkassenhochhaus stammte aus den 1970er Jahren und entsprach nicht mehr den heutigen Standards an Gebäude- und Klimatechnik. Nach Entkernungs- und Abbrucharbeiten erhielt das Gebäude sein neues Gesicht. Die Nutzfläche wurde um 900 m2 auf insgesamt 4000 m2 erhöht.

Bei der Projektabwicklung haben die Firmen Transsolar aus Stuttgart, als Planungsbüro für Energie- und Klimakonzepte, sowie STG-Beikirch aus Lemgo erfolgreich zusammengearbeitet. Rückblickend stellt sich der Gebäudekomplex als gelungenes Praxisbeispiel für energieeffiziente Raumklimatisierung dar.

Nach der Sanierung und der Umsetzung des durch Transsolar entwickelten Energiekonzeptes avanciert das Bauwerk zum energetischen Vorzeigeobjekt. Dank einer ausgeklügelten Klimatechnik kommt es nur noch mit einem Viertel des bisherigen Energiebedarfs aus. Dafür sorgt unter anderem die neue Doppelfassade: Eine gläserne Außenhaut mit Lüftungsklappen dient als Klimaschutzhülle.

 

Doppelfassade mit
Zusatznutzen

Dabei übernimmt die geregelte Doppelfassade unter anderem die Funktion des kontrollierten Nach­strömens der Zuluft für die dezentralen Zuluftgeräte, zur Fens­ter­lüftung sowie die Re­duzierung von Druckdifferenz und Umströmungsgeschwindigkeit vor den Primärfassaden zur Erweiterung der Möglichkeit der Fensterlüftung.

Weitere Funktionen in Abhäng­ig­keit von der Jahreszeit und der Außentemperatur sind die Reduzierung der Infiltrations- und Transmissionsverluste sowie der Vorerwärmung der Zuluft im Winter und die Hin­ter­lüftung und Kühlung des Fas­sa­den­zwischen­raumes im Sommer.

„Der Trend geht weg von her­metisch abgeschlossenen, voll klimatisierten Bereichen hin zu Räumen, in denen man jedem Nutzer individuell die Möglichkeit gibt, in das lokale Raumklima einzugreifen,“ weiß Dipl.-Ing. Helmut Meyer von Transsolar aus seiner alltäglichen Planungspraxis.

„Es ist nach unseren Er­fah­run­gen einfach ein grund­legen­des menschliches Bedürfnis, diese Verantwortung nicht an eine Ma­schine im Hintergrund zu delegieren, die die Entscheidung in gleicher Weise für alle trifft, sondern jeder möchte persönlich diese Eingriffsmöglichkeit haben,“ erklärt der Klima-Inge­nieur.

Natürliche Be- und Ent­lüftung durch RWA

Der TGA-Fachmann schätzt auch den möglichen Zusatznutzen von Natürlichen Rauch-/Wärmeabzugsgeräten (NRWGs) in RWA für Lüftungszwecke sehr positiv ein.

Für ihn bieten sich insbesondere aufgrund der Raumhöhe und der abzuführenden solaren Lasten die Erschließungs- und Atriumbereiche hervorragend für die natürliche Be- und Entlüftung durch vorhandene RWA an.

Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung legt Transsolar großen Wert auf die komfortable Ausstattung dieser Bereiche, die meistens als Aushängeschild eines Unternehmens dienen. Dabei geht es nicht nur um die Temperatur, sondern auch um messbare, psychologische Eigenschaften der Frischluft wie CO2-Wert oder Luftbewegung.

 

Steuerungszentralen
mit LON

Hinzu kommt die sicherheitsge­richtete Ansteuerung der Klappen im Brandfall. Die vollständige Öffnung der Klappen und damit eine Brandabschottung einer Etage reduziert die Gefahr der Brandausbreitung.

Um alle Anforderungen zu erfüllen, werden zwei Typen von Klappen unterschieden: Klappen, die stufenweise etwa in 10 %-Schritten ge­öffnet werden können (Windlüf­tungsklappen) und Klappen, die entweder offen oder geschlossen sind (Sommerlüftungsklappen).

Beide Typen werden durch individuell angefertigte Linearmotoren betätigt und durch in LON-Technologie ausgeführte Steuerungszentralen gesteuert, die von STG-Beikirch gefertigt und geliefert worden sind.

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