Light+Building 2010 – Biennale der Licht- und Elektrotechnik

Rund 180 000 Besucher wurden auf der Light+Building 2010 gezählt, die sich in den zwei Messeschwerpunkten Licht und Beleuchtung im östlichen sowie Elektrotechnik und Gebäudeautomation im westlichen Teil des Frankfurter Messegeländes tummelten. Ein Fazit konnte schnell gezogen werden: Die Stärkung des Elektro-, MSR- und Gebäudeautomationsbereichs tat der Messe gut. So wurden die Verbindungen zwischen Lichttechnik, Elektrotechnik und der Gebäudeautomation noch deutlicher.

 

Energieeffizienz

Steht mit dem Zeitalter der digitalen Elektrotechnik die nächste industrielle Revolution bevor? Die­se Frage konnte man auf der Messe nachgehen. „Die Hochzeit von Elektro- und Internet-Technik“, sagte Prof. Dr. Ludger Hovestadt, Präsident von digitalstrom.org, voraus. Dazu sei es nur notwendig „die Fantasie des Internets mit der Sachlichkeit der Physik“ zu verbinden. Dies erlaube Tausende neuer Applikationen, wie man sie derzeit mit den Apps beim „iPhone“ von Apple erfolgreich umgesetzt erlebe. Dank digitalSTROM sei es zukünftig möglich, die Zeiten für die Vorplanung zu verringern und die elektrische Inbetriebnahme eines Gebäudes sogar zusammen mit dem Bauherrn vorzunehmen.

Mitgestalten oder alte Technik verwalten? Diese beiden Wege stehen zukünftig im Umgang mit der digitalen Elektro- und Gebäudetechnik zur Verfügung. Wer allerdings auf die weitere Nutzung bewährter Funktionen allein setzt, koppelt sich von Entwicklungen ab, die das zukünftige Bauen und Betreiben von Gebäuden wesentlich beeinflussen werden.

 

E-Intelligenz in der Lichttechnik

Zu den Zukunftsanwendun­gen gehört das Dimmen von Lampen. Die Abkehr von der jahrzehntelang eingesetzten Standardglühlampe bringt den Lampenmarkt derzeit in Bewegung. Einerseits gibt es Energiespar-Lampen, andererseits wurde die Weiterentwicklung der LED-Technik beschleunigt, die nicht mehr nur in lichttechnischen Vorzeigeprojekten eingesetzt wird, sondern dabei ist, im Massenmarkt Verwendung zu finden. Allerdings gibt es auch noch Nachteile. Einen dieser Nachteile, die schlechte Dimmbarkeit , soll mit „Leditron“, einer Dimmertechnologie der Hersteller Berker, Gira, Jung und Insta in Kooperation mit Osram, beseitigt werden. Grundprinzip der Technologie ist es, Dimmer durch Steuergeräte zu ersetzen, die Steuerinformationen über die Netzleitung schicken und so das „Dimmen der Zukunft“ ermöglichen. Mit „Leditron“ sollen zukünftig auch Ergänzungen wie Funkschnittstellen, Busanbindungen und neue Bedienkonzepte sowie eine Lichtfarbensteuerung möglich werden. Das vorhandene Leitungsgut kann somit unverändert weiterverwendet werden. Weitere Ergänzungen, z. B. in Bezug auf Funkschnittstellen, Busanbindungen oder neue Bedienkonzepte sollen damit möglich sein.

 

Elektrotechnik

Seit 1. Januar 2010 sind Stromzähler mit „intelligenten“ Funktionen in Neubauten Pflicht. Hier geistert bereits seit der Light+Building 2008 das Stichwort „Smart Metering“ durch die Branche. Für den Einsatz in der Fläche bedarf es noch einiger Normungsarbeit, doch der politische Wille drängt dahin, dass marktfähige Geräte möglichst schnell verfügbar werden. Die elektronischen Haushaltszähler (eHZ) ermöglichen in Verbindung mit einem Datengateway die zeitnahe Messung, Visualisierung und Abrechnung des Stromverbrauchs und damit auch eine Optimierung.

Striebel & John bietet für bestehende Zähleranlagen die BKE-Mars-Einheit an, mit der ein schneller Austausch sowie eine einfache Nachrüstung dank der modularen Bauweise möglich werden.

Mit dem Smart-Metering-System „IEQ-Box“ von iEQualize können Kunden nicht nur ihren Stromverbrauch ständig aktuell verfolgen, sondern auch auf Systemen wie PC, Notebook oder als App auf dem iPod oder iPhone anzeigen lassen. Technisch ist die Lösung für die Verwendung mit digitalStrom vorbereitet. Damit sollen zukünftig auch Geräte aus der Ferne geschaltet werden können.

Sowohl für das „Smart Metering“ als auch für neue Funktionalitäten der Raumautomation ist die Visualisierung eine Grundvoraussetzung für eine Akzeptanz weiter Bevölkerungsschichten. Es verwundert daher nicht, dass an vielen Messeständen Bildschirme und Touchscreens in bisher nicht gesehener Vielfalt mit den unterschiedlichsten Anwendungen gesichtet wurden.

 

Energieeinsparung mit Raum- und Gebäudeautomation

Die FH Dortmund zeigte anhand von drei Modellen, eine mit LCN-Automation, eine mit KNX-Automation und einmal eine „Villa Wago“, dass die Bedienung einer Gebäudeautomation zukünftig so einfach sein soll, wie das Spielen mit der digitalen Modelleisenbahn im heimischen Hobbykeller.

Die professionelle Raumautomation ist eines der wichtigsten Instrumente zur Steigerung der Energieeffizienz, wobei ein „intelligentes“ System auch die Integration der Raumautomation in die Gebäudeautomation und das übergeordnete ganzheitliche und durchgängige Gebäudemanagement beinhaltet.

Martin Metzel, Mitglied des LonMark Vorstandes, fasst seine Eindrücke zu diesem Thema folgendermaßen zusammen: „Mit neuen Entwicklungen, zum Beispiel in der Raumautomation, beim Management verteilter Liegenschaften oder bei der energiesparenden Steuerung von Straßenbeleuchtung ist LON auch für die Zukunft gut aufgestellt.“

Hohen Bedienkomfort bietet der farbige Bedien-Touchscreen, über den der BusModulRegler „BMR“ von Kieback&Peter unabhängig vom Standort aus der Ferne bedient werden kann. Mit dem Touchscreen kann der Nutzer über Intranet oder Internet von jedem Standort aus, auf den „BMR“ zugreifen und Bedienhandlungen ausführen. Als Hingucker bei der Deos AG erwies sich der Einzelraumregler „SRU“ auf „BACnet MS/TP“-Basis. Er verfügt über acht universelle Eingänge, vier universelle Ausgänge und vier digitale Ausgänge. Eine Anbindung der Bediengeräte ist konventionell aber auch über eine KNX-Schnittstelle vorgesehen. Bei GfR integriert „Digicontrol Room4D“ zukunftsweisende, energiesparende sowie betriebsoptimierende Funktionen zur Regelung von Klima, Licht, Sonnenschutz und Sicherheit. Mit dem aktuellen Portfolio können sämtliche Aufgaben von einfachsten Raumregelungen bis hin zu innovativen ganzheitlichen Konzepten technisch hervorragend und kostengünstig gelöst werden.

Bei Herstellern wie Gira traf die Gebäudeautomation gar direkt auf die Unterhaltungstechnik. So ist es durchaus keine Zukunftsmusik, dass über Spielekonsolen, wie sie in den deutschen Haushalten immer mehr Einzug halten, zukünftig Gebäudefunktionen gesteuert werden können. Eine „Xbox“, „Wii“ oder „Playstation“ als Fernbedienung für die Gebäudeautomation wird eine wohl bislang nicht gekannte Endnutzerakzeptanz erzielen. Auch das Heimkino könnte über die Spielekonsole gesteuert werden. Dahinter agiert unauffällig und präzise arbeitend ein modernes Gebäudeautomationssystem.

Auch moderne TV-Geräte sind längst mehr als reine Informations- und Unterhaltungsquellen: Die eQ-3 AG veranschaulichte, wie Nutzer eines „HomeMatic“-Hausautomationssystems über ihren Fernseher u.a. die Raumtemperatur regeln und das Licht schalten können. Ermöglicht wird dies über ein spezielles Widget (ein Kunstwort aus Window und Gadget) – eine Applikation für Hybrid-TVs (Fernseher mit Internetanschluss und Ablaufumgebung für Programme).

E-Mobility

Die Siemens-Division Building Technologies zeigte wie eine gewerkeübergreifende Vernetzung von Gebäudeautomationssystemen, Energieversorgung, Energieverteilung und effizienter Beleuchtung als Gesamtkonzept letztendlich aussehen kann, in dessen Verbund über ein „intelligentes“ Stromnetz auch das Elektroauto oder Elektromotorrad (wie es am Messestand zu sehen war) integriert werden und als Stromspeicher fungieren könnte.

 

Fazit

Michael Schmidt, Vorsitzender des Fachverbands Automation + Management für Haus + Gebäude im VDMA betont in seinem Messefazit die Bedeutung der Gebäudeautomation: „Die Light+Building fällt in eine für den Sektor der Gebäudeautomation sehr aktive Zeit. Die Konjunktur der Branche hat sich als sehr robust erwiesen, die Entwicklung im ersten Quartal deutet auf eine rasche Erholung hin. Kernkompetenz der Branche bleiben energieeffiziente Lösungen bei attraktiven Amortisationszeiten und gleichzeitigem Komfortgewinn für Gebäudenutzer, was die Branche einzigartig macht. Im Gegensatz zu Investitionen in die Gebäudehülle rechnen sich Investitionen in Gebäudeautomation meist nach weniger als vier Jahren und sind oft schon nach wenigen Monaten CO2-neutral. Ein wichtiges Signal an die Politik! Die Branchenunternehmen sehen, dass der Trend Richtung Energieeffizienz mittlerweile auch in benachbarten Sektoren an Bedeutung gewinnt. Auf vielen Ständen wurde für energie-effiziente Produkte geworben.“

Die nächste Light+Building findet vom 15. bis 20. April 2012 in Frankfurt am Main statt.
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