Kostensicherheit in allen Projektphasen

Spektakuläre Projekte sind für das Ingenieurbüro Lenzer + Strutz in Gauting bei München nichts Ungewöhnliches. Dennoch war die Planung des neuen Akustikzentrums der BMW Group am Standort Aschheim für das Team unter Projektleitung von Harald Schreiber, Markus Siegl und Daniela Rajczy eine besondere Herausforderung. Ausge­nommen Trag­werksplanung, TGA und Elektro­planung übernahmen sie alle anfallenden Aufgaben des komplexen Planungsprozesses und agierten zudem als General­planer.

Automotive at its Best

Nach Vorgabe des Bauherrn und nach aufwendigen Simulationsberechnungen der Müller-BBM GmbH entstanden in München ein völlig neuartiger Außengeräuschprüfstand sowie Fenster- und Deckenprüfstände, die in variabler Kombination von Hall- und Freifeldräumen neue Möglichkeiten für weitere komplexe akustische Messverfahren und Detailanalysen ermöglichen.

Es ist ein „Sahnestück“ für weltweit alle Hersteller im Automotive-Bereich, wie die Ingenieure von Lenzer + Strutz es zu nennen pflegen. Dafür haben auch die planenden und ausführenden Unternehmen quasi Hand in Hand herausragende Arbeit geleistet und sich den ungewöhnlichen und daher auch besonders schwierigen planerischen sowie bautechnischen Anforderungen gestellt.


High-tech trifft auf Design

Das Gesamtprojekt gliedert sich in drei Bereiche. Jeder Projektleiter war für ein Teilprojekt zuständig.

Harald Schreiber war für den Akustikrollenprüfstand verantwortlich, der am Standort eines ehemaligen Parkplatzgeländes errichtet wurde. „Da früher die Außengeräusch-Messung in Aschheim im Freien auf der Teststrecke durchgeführt wurde und somit witterungsabhängig und anfällig für Umgebungsstörgeräusche war, traf unser Bauherr die Entscheidung, ein neues Gebäude von 34 m Länge, 22,5 m Breite und 7 m Höhe zu errichten“, erklärt Schreiber.

Ein definierter Messzyklus gibt diese Dimensionen vor. Nur bei einem Abstand der Mikrofone von 7,50 m zur Fahrzeugachse lassen sich mit Hilfe des modernen Mess- und Simulationsprogramms der BMW Group exakte und wirklichkeitsnahe Werte ermitteln.

„Der Raum wurde zusätzlich mit 1,80 m tiefen Keilen zur Akustik­auskleidung bestückt“, führt der Projektleiter weiter aus. Auf diese Weise entsteht ein völlig schalltoter Raum, der eine Vielzahl von weiteren Schallmessungen erst möglich macht.

Akustische Anforderungen

Das durch den Prüfstand freigewordene Akustikzentrum schuf Raum für moderne Luft­schall­dämmlabore. Die Baumaßnahme im Bestand gliederte sich in zwei Abschnitte. Markus Siegl und Daniela Rajczy leiteten die beiden Teilprojekte. „Bei der Planung mussten wir besonders komplexe akustische Anforderungen berücksichtigen“, berichtet Projektleiterin Rajczy. Um alle Prüfstandsräume miteinander zu verbinden, war eine Gebäudeerweiterung notwendig. „Zudem war es wichtig, sicher­zustellen, dass alle Einzelräume schallentkoppelt aufgebaut werden. Rund 70 bis 80 Detail­pläne haben wir gezeichnet, fasst die Projektleiterin zusammen. „Insbesondere auch deshalb, weil wir uns während der Planungsphase kontinuierlich an neue Anforderungen anpassen mussten.“ Bei den Prüflaboren waren die Planer vor die Aufgabe gestellt, diese in „Raum-in-Raum“-Bauweise zu errichten sowie schwimmende Bodenplatten und „windschiefe“ Wände einzubauen. Auf diese Weise wird ein vollkommen homogenes Schall­feld erzeugt.“


Projekt-Lifecycle-Management

Da das Ingenieurbüro Lenzer + Strutz den Gesamtleistungsumfang der HOAI im eigenen Haus abdeckt, profitiert das Gautinger Planungsbüro bei der Projektabwicklung vom Gesamtleistungsumfang ihrer Softwarelösung. Unterstützt durch die RIB-System­lösung (www.rib.de) für Projektsteuerer, ARRIBA®planen, arbeiten alle am Projekt Beteiligten an einem dezentralen Datenstamm. Projektinformationen werden durch alle Phasen transferiert und bearbeitet.

Auf diese Weise lassen sich Risiken sicher eindämmen und Planungskosten bleiben durchgängig transparent. Von der Kostenschätzung über die Kostenberechnung, von der Erstellung der Leistungsverzeichnisse für die Ausschreibung bis hin zur Abrechnung.

„Mit Hilfe des Bieter-Tools Offerte-L arbeiten wir optimal mit unseren Subunternehmern zusammen“, erklärt Markus Siegl. „Wir haben die Softwarekomponente einmalig erworben und können diese nun kostenfrei allen Nachunternehmern zur Verfügung stellen, mit denen wir an einem Projekt zusammenarbeiten. Die Angebote lassen sich anschließend ganz einfach wieder in die Softwarelösung via GAEB-XML einspielen.“

Mit der BMW Group erfolgt der Datenaustausch mit Hilfe der RIB-Softwarelösung über das RPA-Datenformat.Durchgängige Kostensicherheit ist bei Projekten in solchen Dimensionen unabdingbar: In diesem Punkt sind sich die drei Projektleiter einig.

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