Nachbetrachtung zur Chillventa 2018

Kommunikation, Kältemittel und Konsequenzen

Die Chillventa wächst weiter und unterstreicht so ihren Charakter als bedeutende Messe der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik. Vom 16. bis 18. Oktober 2018 waren 1.019 Aussteller vertreten, die gegenüber der Vorveranstaltung 2 % mehr an Ausstellungsfläche in Nürnberg belegten. 35.490 Besucher, und damit rund 10 % mehr als vor zwei Jahren, nutzten einen Besuch, um sich vor Ort zu informieren.

 

Mehr als Klima und Kälte

Die offene, kommunikative Gestaltung zahlreicher Messestände lud zum Verweilen, Besprechen und Diskutieren ein. Schon von Weitem waren die überdimensionalen Erdbeeren zu sehen, die über dem als Erdbeerfeld designten Stand von Daikin schwebten. „Es sind immer wieder begeisterte Gäste auf uns zugekommen und haben nach der Geschichte der Standgestaltung gefragt. Die aufmerksamkeitsstarke Erdbeerlandschaft und das Eis kamen bei allen gut an“, freut sich Marketingleiter Bernhard Schöner. Produktinnovationen, wie die „Daikin Altherma 3“, und Systeme aus der Gewerbekälte mit natürlichen Kältemitteln wie R744 (Kohlendioxid) und R290 (Propan) fanden, eingebettet in natürliche Materialien und echte Pflanzen, ihren Platz. Erstmalig vorgestellt wurde eine Mini-VRV mit R32, die ab 2020 am Markt verfügbar sein soll. Generell war das Thema Kältemittel sehr präsent: In Klimatechnik und bei Wärmepumpen setzen zahlreiche Anbieter auf den Einsatz von R32. So gilt das Wandgerät „Super Daiseikai“ in der Version 9.0 mit der Optimierung für R32 als Star unter den invertergesteuerten Raumklimageräten von Toshiba. Panasonic hat seine „PACi“-Systeme zur kommerziellen Klimatisierung bis zur Gerätegröße von 14,0 kW ebenfalls auf R32 umgestellt. Damit arbeiten jetzt alle Panasonic-Raumklimageräte sowie die kleineren kom­mer­ziel­len Klimasysteme mit bis zu 3 kg Kältemittel ausschließlich mit R32. Mitsubishi Electric hat sein Hybrid-VRF-System (HVRF) um R32-Lösungen erweitert. Das Besondere der HVRF-Technologie ist die Zusammensetzung aus Komponenten eines direktverdampfenden sowie eines wasserführenden Systems. Kältemittel zirkuliert nur zwischen Außengerät und dem „Hybrid BC“-Controller (HBC), während zwischen dem HBC-Controller und allen Innengeräten Wasser als Energieträger im Einsatz ist. In der Variante mit R32 erfüllt das Hybrid-VRF-System damit bereits die Ziele der F-Gas-Verordnung für das Jahr 2030.

Bitzer machte u.a. mit der „Expander Unit“ auf sich aufmerksam. Die Komponente steigert die Energieeffizienz von CO2-Kälteanlagen: Ausgehend von 32 °C Umgebungstemperatur steigert die Unterkühler-einheit die Kälteleistung einer Standard-Booster-Anlage im Auslegungspunkt um mehr als 20 %. In Verbundanlagen sind Energieeinsparungen von bis zu 17 % in warmen Klimazonen möglich. Der Discounter ALDI Süd testet bereits die ersten Einheiten in seinen Filialen. Bei Viessmann wurde mit der „TectoRack XS“ gezeigt, wie Lebensmittelgeschäfte mit einer konventionellen Verbundkälteanlage und dem Kältemittel CO2 betrieben werden können.

Weitere natürliche Kältemittel wie R717 (Ammoniak, NH3) und R718 (Wasser, H2O) – hier hatte efficient energy den „eChiller“ mit einer Kälteleistung von 20 bis 45 kW im Gepäck – spielen ebenfalls eine zunehmend wichtige Rolle in der Kältebereitstellung. Im Zusammenspiel mit dem „LUMI“-Rückkühler der Michelbach-Unternehmensgruppe wird aus dem „eChiller“ ein „AirChiller“, eine lüftgekühlte Kältemaschine für die Außenaufstellung.

Eine kältemittelfreie Möglichkeit zur Gebäudeklimatisierung bietet u.a. die „Ka2O“-Technologie von Kampmann in den individuell konfigurierbaren RLT-Anlagen des Tochterunternehmens Nova. Mit der Technik zur indirekten Verdunstungskühlung lässt sich die Temperatur der angesaugten Außenluft im Sommer auf natürliche Weise um bis zu 20 K reduzieren. Die Einbringung der Zuluft erfolgt über die Luftdurchlässe des Tochterunternehmens emco Klima.

Als zukunftsfähige Alternative im Bereich der Gewerbekälte gilt bei Daikin das Kältemittel R407H mit einem GWP von 1.495, da R404A (GWP = 3.922) ab 2020 in der stationären Kälteerzeugung in Anwendungen wie z.B. in Supermärkten verboten ist. Unter Berücksichtigung von Effizienz- und Sicherheitsaspekten kommen zudem R513A und R454A als Ersatz für High-GWP-Kältemittel in Frage.

Johnson Controls präsentierte mit dem „York YLAA“ einen Flüssigkeitskühler mit Scrollverdichtern, dem Kältemittel R454B und Kälteleistungen von 190 bis 530 kW. „Für R410A ist R454B das Ersatzkältemittel mit dem geringsten Treibhauspotential, dessen Eigenschaften und Leis­tungs­potential dennoch ähnlich sind. Umfassende Änderungen an der Anlagenkonstruktion sind so nicht erforderlich“, sagt Christian Rudio, Director Portfolio Management Europe bei Johnson Controls. R454B ist ein ozon-unschädliches Kältemittel auf Hydrofluoroolefin-Basis (HFO).

Stulz stellte mit dem „CyberCool WaterTec“ eine neue Baureihe wassergekühlter Kaltwassersätze mit magnetgelagerten „Turbocor“-Verdichtern für Leistungen von 350 bis 1.400 kW vor. Die Sprühverdampfer-Technologie arbeitet mit R1234ze (HFO-Kältemittel).

Auf ein breites Kältemittelspektrum setzt Güntner. So sind für die Flüssigkeitskühler „V-Shape Vario“ neben gängigen und neuen synthetischen Kältemitteln auch natürliche Alternativen wie Ammoniak, CO2, Kohlenwasserstoffe (z.B. Propan) und Wasser-/Glykol-Gemische als Arbeitsmedium auswählbar. Die Flüssigkeitskühler mit einem Leistungsbereich von 75 bis 2.100 kW können mittels GPC (Güntner Product Configurator) präzise konfiguriert werden. Der Deckenluftkühler „KDC“ für transkritische CO2-Kälteanlagen des Wärmetauscher-Spezialisten Kelvion ist eine Lösung für die Gewer­bekälte, z.B. für Kühl- und Tiefkühlräume. Er bläst die Luft beidseitig aus und bewirkt eine gleichmäßige Temperaturverteilung. Mit zwei Lüfterdrehzahlen erlaubt der Kühler wahlweise den Betrieb bei hoher Luft­leistung oder leisem Arbeitsgeräusch. 

Auf die Bedeutung von Rohrleitungssystemen wiesen u.a. Sanha und Georg Fischer (GF) mit ihren Lösungen hin: Das Edelstahl-Presssystem „NiroTherm“ von Sanha steht für Glykol und ähnliche Medien im subkritischen Bereich zur Verfügung. Es verkraftet bis zu 16 bar und wird mit EPDM- oder FKM-Dichtringen geliefert. Das vorgedämmte Polyethylen-Rohrleitungssystem „Cool-Fit 4.0“ von GF ist für Anwender mit hohen Ansprüchen an die Produktions- und Prozesssicherheit sowie den Erhalt hochwertiger Lebensmittellager konzipiert.

 

Fazit

„Auch in diesem Jahr hat sich die Chillventa einmal mehr als Branchenevent der Extraklasse erwiesen“, erklärt Andreas Gelbke, Vertriebsleiter Air Solutions Deutschland bei LG Electronics. Ein Fazit, dem sich die anderen Aussteller ebenso anschließen dürften, wie die tab-Redaktion. Der Termin für die nächste Chillventa vom 13. bis 15. Oktober 2020 ist jedenfalls schon fest vorgemerkt.

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