Software/Simulation | News | 27.01.2015
In BIM planen und denken
Im Gespräch mit Rainer Walser
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Die tab-Redaktion hat mit Rainer Walser, Produktmanager bei Data Design System, über die Neuerungen von „DDS-CAD 10“ und Zukunftsaspekte der TGA-Planung gesprochen. Foto: Data Design System GmbH
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Dreidimensionale SHKL-Planung in „DDS-CAD“. Die Funktionalität umfasst die komplette Konstruktion und Dimensionierung des Rohr-, Kanal- und Trassennetzes; Volumen- und Flächenberechnung sind im automatischen Gebäudemodell inbegriffen. Die integrierten Berechnungen decken u. a. Heizlast, Rohrnetz, Abwasser sowie Wohnraumlüftung und maschinelle Lüftung wie auch Druckverlust ab. Bilder: Data Design System GmbH
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Bauteillagen werden in „DDS-CAD“ auch in komplexen architektonischen Situationen, z. B. versetzten Geschossen, automatisch korrekt erkannt und in der Heizlast berücksichtigt. Bild: Data Design System GmbH
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Die Open-BIM-Allianz setzt sich für die Verbreitung und Etablierung des Open-BIM-Standards ein. Nemetschek Allplan und DDS unterstützten die Initiative als Mitglieder. Bild: Data Design System GmbH
tab: Herr Walser, das Release von „DDS-CAD 10“ steht kurz bevor – womit können die Anwender rechnen?
Rainer Walser: Auf der Light+Building und ifh/Intherm haben wir dieses Jahr zum ersten Mal die Neuerungen der kommenden Version „DDS-CAD 10“ gezeigt. Dabei hat die erweiterte Bauteillageerkennung für begeistertes Feedback gesorgt. DDS-CAD kann jetzt für eine Wand oder Fläche mehrere unterschiedliche, angrenzende Situationen in der Vertikalen erfassen und in der Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 berücksichtigen.
Auf horizontaler Ebene gehört die Funktion branchenweit zum Standard. Jetzt funktioniert die Flächenerkennung auch geschossübergreifend, etwa bei Treppenhäusern. Besonders in großen Projektdimensionen mit komplexer Architektur, wie versetzten Geschossen, bringt das eine immense Zeitersparnis, erst recht, wenn man auch die Revisionsprozesse betrachtet. Wir erhalten automatisch sehr präzise Heizlastergebnisse – ohne umständliche, manuelle Tricks. Einer unserer Kunden sagte, dass er mit dieser Funktion in seinem jüngsten Projekt 75 % der Arbeitszeit sparen konnte.
tab: Welche Konsequenzen hat das für die weitere Planung?
Rainer Walser: Die berechnete Heizlast ist direkt mit der automatischen Auslegung von Heizkörpern, Fußbodenheizungen und der Rohrleitungsdimensionierung verknüpft. Der Anwender braucht nur den gewünschten Produkttyp in der Artikeldatenbank auszuwählen; dabei kann er auf Basis der im BIM-Modell enthaltenen Parameter, die Positionierung vordefinieren, wie z. B. Abhängigkeiten zu Fenstern etc. Die Auslegung, Dimensionierung und Platzierung erfolgt dann automatisch. Das hindert ihn nicht daran, individuelle Anpassungen vorzunehmen. Berücksichtigen lassen sich auch Wärmebrücken. Je exakter die Heizlastberechnung, desto effizienter die Materialausstattung und Energieversorgung des Gebäudes. Man denke nur an die Anforderungen von Null- und Plusenergiehäusern und natürlich von großen Industrieanlagen. Deren effizienter Betrieb muss mit den ersten Planungsschritten beginnen.
tab: Wie weit reichen die Planungsmöglichkeiten von Heizungsanlagen in DDS-CAD?
Rainer Walser: Die gesamte Rohrnetzkonstruktion ist flexibel und erlaubt jederzeit Änderungen. Der „DDS-CAD“-Planer hat hier uneingeschränkte Planungsmöglichkeiten: Er kommt von 2D zu 3D und umgekehrt. Strich-, 2D- und 3D-Darstellung sind unterschiedliche Repräsentationsformen desselben Objekts im System. Anwender können Rohrleitungen so direkt als 3D-Objekte einplanen und von Anfang an Größe und Abstände der Rohre zueinander sehr gut einschätzen. Berechnungen sind dabei jederzeit möglich, die Dimensionierungen passen sich automatisch an. Davon profitiert man natürlich besonders bei der gewerkeübergreifenden Planung mit Sanitär- und Lüftungskanalnetz.
tab: Die politische Zielsetzung sieht vor, Gebäude zu errichten oder so zu sanieren, dass sie im Laufe eines Jahres mehr Energie bereitstellen, als sie benötigen. Welches Potential bietet „DDS-CAD“ für diese Zukunftsprojekte?
Rainer Walser: Für die außerordentlich guten Energiebilanzen heutiger Neubauten ist in erster Linie die extrem dichte Gebäudehülle verantwortlich. Durch diese ist es im Wohnbau notwendig, einen rechnerischen Nachweis nach 1946-6 für den Feuchteschutz zu erbringen. Der dafür zu erzielende, berechnete Mindestluftwechsel kann nicht über die freie Lüftung realisiert werden, so dass andere technische Maßnahmen getroffen werden müssen, um die Forderungen der Norm zu erfüllen.
tab: Wie wird dabei das Thema Building Information Modeling (BIM) integriert, das in Zukunft an Bedeutung gewinnen soll?
Rainer Walser: BIM ist für uns der Schlüssel zur Zusammenarbeit in der Baubranche. Es geht um die Fähigkeit zur freien Kommunikation zwischen Softwaresystemen, deswegen sprechen wir auch von OpenBIM. „DDS-CAD“ ist eine vollintegrierte OpenBIM-Plattform und war im Kerngedanken von Beginn an eine BIM-Lösung, in der mit „intelligenten“ Daten in einem 3D-Gebäudemodell geplant werden konnte. Die Branche wird noch stark durch herstellerbezogene Lösungen bestimmt. Firmeneigene Formate werden aber immer begrenzt bleiben. Wir müssen von dieser Selbstbezogenheit wegkommen und allein die Planungseffizienz für den Anwender zum Ziel haben. Wenn alle Beteiligten mit ihrer Software auf die Daten desselben Grundmodells zurückgreifen können, weil diese in einem übernahmefähigen Format vorliegen, bedeutet das einen Riesengewinn an Zeit und Effizienz.
tab: Welche Konsequenzen hätte ein funktionierender, systemunabhängiger Datenaustausch?
Rainer Walser: Anwender können mit der jeweils besten verfügbaren Software für ihren Fachbereich arbeiten und müssen nicht aus Kompatibilitätsgründen eine für sie weniger geeignete Lösung verwenden. „DDS-CAD“+ z. B. ist im Bereich TGA und 3D-Modellierung ein mächtiges Instrument und bietet sehr flexible Möglichkeiten, aber keine Software der Welt wird auf absehbare Zeit alle an den Planer gestellten Anforderungen im Bauprozess abdecken können.
tab: Herr Walser, vielen Dank für das Interview.