Historischer Wahltag

Der Sieg Barack Obamas bei den Präsidentschaftswahlen in den USA ist in aller Munde und wird als historisches Ereignis angesehen. Auch wenn die Wahl Barack Obamas nach den Entwicklungen während des Wahlkampfes und den Vorhersagen letztlich keine Überraschung mehr gewesen ist, bleibt es dennoch ein einschneidendes Ereignis. Geht man gedanklich ein paar Schritte zurück, so wird die Tragweite der Wahlnacht deutlich. Noch vor einigen Jahren wäre der Sieg eines farbigen Präsidentschaftskandidaten nicht für möglich gehalten worden.

Den künftigen Präsidenten der USA hat man während seines Wahlkampfes als hoffnungsvollen Politiker kennengelernt, der Menschen mitreißt und motiviert. Er hat sich hierbei gegen etablierte Konkurrenz in der eigenen Partei als auch gegen die konkurrierende Partei durchgesetzt. Obama löste Begeisterung aber auch Skepsis auf der anderen Seite aus. Die Reaktionen nach dem Sieg Obamas in den USA verdeutlichen die bei seinen Anhängern und Wählern selten da gewesene Hoffnung, aber auch Erwartungen für die kommende Amtszeit.

Obama ist der erste schwarze Präsident, doch hat er seinen Sieg nicht allein den farbigen Mitbürgern, sondern einer breiten, neuen Koalition zu verdanken, die klug zusammengeführt worden ist. Hierzu gehören junge Idealisten, frustrierte Konservative am Ende der Ära Busch, Politikverdrossene, eine Vielzahl von früheren Nichtwählern und politisch Heimatlose. Diese Gruppen hat Obama zusammengebracht und auf diesem Wege einen eindeutigen Wahlsieg erzielt. Diese ihn tragende Bewegung wird teilweise als „Generation Obama“ bezeichnet. Bei aller Euphorie ist jedoch auch zu konstatieren, dass der Sieg Obamas zumindest zu einem großen Teil mit überzeugender Rethorik und nicht zwingend mit Sachprogrammatik erzielt worden ist. Für die Zukunft bleiben nunmehr die Ära Obama und die damit verbundenen Auswirkungen für Europa abzuwarten. Hierin besteht auch die Herausforderung, vor der der neue Präsident der USA nun steht. Er muss die von ihm zum Teil selbst geweckten und bisweilen maßlos entstandenen Hoffnungen auf eine bessere, gerechtere Welt und soziale Gerechtigkeit erfüllen. Es bleibt abzuwarten, ob Obama einen Weg findet, die extrem hohen Erwartungen an seine Person derart zu erfüllen, dass die durch seine Anhänger und Wählerschaft bestehenden Begehrlichkeiten nicht zu weit von den realisierbaren und von ihm nunmehr umzusetzenden Maßnahmen auseinanderfallen.

Zuweilen hatte man den Eindruck, dass der Wahlkampf in den USA weniger der Rationalität gewidmet gewesen ist und mehr den Charakter eines Showevents aufwies. Dies kann für den äußerst populären neuen Präsidenten der USA zum Problem werden. Sein Ruhm ist sicherlich auch ein Ruhm auf Kredit, der in der kommenden Amtsperiode an den tatsächlich eintretenden Änderungen gemessen wird. Obama hat eine schwierige Amtsperiode vor sich. Einerseits hat er die Kriege im Irak und Afghanistan zu bewältigen, die Terrorangst spielt eine Rolle, die jüngst eingetretene Wirtschafts- und Finanzkrise ist zu bewältigen, die internen sozialen Verhältnisse sollen korrigiert werden, und Obama muss den Blick auf die Zusammenarbeit mit dem Rest der Welt und insbesondere Europa beibehalten. Es bleibt nunmehr abzuwarten, wie sich der Wahlsieg Obamas auf die Beziehungen auswirkt, und welchen konkreten Auswirkungen der neue Präsident in den USA haben wird. Eine Prognose hier­über ist nur schwer zu treffen, und man wird die Zukunft abwarten müssen. Festzuhalten bleibt letztendlich jedoch, dass die Wahl Obamas ein historisches Ereignis darstellt und einen Vorschuss an Hoffnung mit sich bringt. Hoffnung kann zumindest einen Teil von wesentlichen Veränderungen darstellen.

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