Handeln im Wandel

Folgen der Bevölkerungsentwicklung im Fokus

Seit Längerem wird davor gewarnt, dass die Bevölkerung in Deutschland aufgrund des anhaltenden Geburtendefizits überdurchschnittlich schrumpft. Unternehmen droht dadurch ein zunehmender Nachwuchs- und Fachkräftemangel. Nun berichtet das Statistische Bundesamt, dass die Bevölkerung in Deutschland vier Jahre in Folge nicht geschrumpft, sondern gewachsen ist (auf 81,1 Mio. Personen zum Jahresende 2014). Dies trotz eines unverändert hohen Geburtendefizits (Differenz aus Geburten und Sterbefällen) in Höhe von rund 200 000 im Jahr 2014. Ausschlaggebend für die erneute Bevölkerungszunahme ist der positive Wanderungssaldo (Saldo aus Zuzügen aus dem Ausland und Fortzügen ins Ausland) in Höhe von 470 000 Personen im Jahr 2014, der sich so erklärt: Die erweiterte Arbeitnehmerfreizügigkeit ebnete vielen Zuwanderern aus Osteuropa den Weg nach Deutschland. Auch der Zuzug aus den von der Wirtschaftskrise betroffenen südeuropäischen EU-Staaten nahm zu. Schon seit Längerem ist die berufliche Qualifikation zugewanderter Personen auffallend gestiegen, worauf der aktuelle Fachkräftebericht des Arbeitsministeriums hinweist. Ziel sei, bestehende Anstrengungen zur Integration der Zugewanderten in den Arbeitsmarkt weiter zu verstärken. Hier zeigt sich demnach auch für Unternehmen eine Perspektive, den drohenden Fachkräftemangel abzufedern. Jedoch ist der Zuzug qualifizierter Kräfte kein langfristig stabiler Trend: Der Zustrom aus Südeuropa wird mit einer dort verbesserten wirtschaftlichen Situation versiegen; die osteuropäische Wirtschaft ist selbst auf ihre Fachkräfte angewiesen. Und dass Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern verstärkt nach Deutschland einwandern, zeichnet sich derzeit, auch aufgrund der Gesetzeslage, nicht ab.

Neben dem Zusammenhang zwischen Bevölkerungsentwicklung und Fachkräfteangebot sind auch mögliche Konsequenzen auf der Nachfrageseite im Baumarkt zu beachten. So prognostiziert eine Studie von Oxford Economics, dass sich aufgrund des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland die jährliche Zahl neu erbauter Wohnhäuser im Zeitraum von 2011 bis 2025 um durchschnittlich 20 % verringern wird, dies im Vergleich zu den Jahren von 2001 bis 2011.

Dieser Rückgang wird der Studie zufolge jedoch durch Wachstum im Bestandsbau mehr als wettgemacht. Ein zunehmender Stellenwert des Sanierungsbereichs gilt auch für den Nichtwohnungsbau: Bis zum Jahr 2015 wird eine um 9,4 % verringerte Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter erwartet. In der Folge werden weniger neue Büros und Werkgebäude als heute benötigt. Fazit aus der Studie: Mit abnehmender Bevölkerung wird die Bedeutung des Sanierungsbereichs und damit energetischer Sanierungen weiter zunehmen - grundsätzlich keine schlechte Aussicht für die TGA-Branche. Allerdings sind für anspruchsvolle Modernisierun­gen der Gebäudetechnik, insbesondere in Nichtwohnbauten, qualifizierte Fachkräfte erforderlich. Die Branche ist daher gut beraten, ihre Beiträge zur Integration zugewanderter Fachkräfte zu leisten. Ein Beispiel ist die Initiative des ITGA Baden-Württemberg e.V., ausgebildete Ingenieure aus Spanien für die Tätigkeit in Mitglieds­unternehmen zu gewinnen, die ihnen eine langfristige berufliche Perspektive anbieten können.

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