„Forum Alte Post“ in Pirmasens

Gebäudetechnik unter Denkmalschutzauflagen

Wie im tab-E-Mail-Newsletter 7/ 2015 (Anmeldung hier) berichtet, wurde das „Forum  Alte Post“  in Pirmasens im Juni 2015 mit dem Sparkassen-Denkmalpreis ausgezeichnet. Dies war Anlass für die tab-Redaktion die TGA des Gebäudes etwas genauer zu betrachten.

Unter dem neuen Namen „Forum Alte Post“  dient das 1893 errichtete Postgebäude u.a. als Heimstatt für die Gemäldesammlung des in Pirmasens geborenen Biedermeier-Malers Heinrich Bürkel sowie das Hugo-Ball-Archiv – ebenfalls ein Sohn der Stadt – dienen. Eine wichtige Entscheidung lag dabei im Entwurf eines modernen klimatischen Konzepts in der Anlagentechnik, um auch für zukünftige Leihgaben von Kunstwerken optimale Raumbedingungen zu bieten, die sich unterschiedlichen Besucherzahlen und damit unterschiedlichen Wärme- und Feuchte-Bedingungen im Gebäude flexibel anpassen.


Höchste Ansprüche an die Gebäudetechnik

Für die Fachplanung sämtlicher Leistungen in den Bereichen Heizung, Lüftung /Klimatisierung, Sanitär, Gebäudeleittechnik bzw. -automation sowie E-Technik und Beleuchtung zeichnete die in Pirmasens ansässige PTI-AG Generalplanung verantwortlich. Die entscheidende Aufgabenstellung lag darin, den historischen Anspruch mit der hohen Nutzungsflexibilität in Einklang zu bringen, die neben dem eigenen Museumsbetrieb, Ausstellungen, Konzerten und Events sowie Seminaren und privaten Feiern gerade auch hochwertige Wanderausstellungen umfasst. Hierbei galt es, hohen Ansprüchen an Raumluftqualität, Temperatur und Feuchte zu entsprechen, wie es die Richtlinien des Museumsverbands für den Museumsbetrieb vorschreiben. Für das Gebäude bedeutet das konkret, dass unabhängig von der Besucherfrequenz konstant eine Temperatur von 20 °C sowie eine Raumfeuchte von 45 % einzuhalten ist. Dies muss jederzeit entsprechend nachgewiesen werden können – definitiv eine Herausforderung in einem Gebäude, das wegen seiner historischen Baustruktur über keinerlei Dämmung verfügt und aufgrund des Denkmalschutzes baulich nur in engen Grenzen verändert werden darf.


Perfektes Zusammenspiel von Alt und Neu

Im Gebäude mit seiner Bruttogeschossfläche von 4.800 m2 sind heute mehrere leistungsstarke Zonenlüftungsgeräte in Verbindung mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnungsanlage inklusive Wärmepumpe installiert. Um das komplexe Lüftungssystem vorab zu visualisieren, hatte PTI ein 3D-Modell des kompletten Gebäudes erstellt und sämtliche Luftströme im Labor getestet. So genügt beispielsweise die Zu- und Abluftanlage im großen Veranstaltungsraum, dem Elisabeth-Hoffmann-Saal, mit ihren motorvariablen Düsen den gewollten Ansprüchen an die Akustik, da die Strömung selbst bei höherer Beanspruchung durch einen vollbesetzten Raum nicht hörbar ist. Die (Bodenflächen-)Heizung ist ans Fernwärmenetz angeschlossen, während die Kühlung des Wärmepumpensystems elektrisch erfolgt. Ein neu hinzugekommener zweistöckiger Glasanbau, der den Nord- und Südflügel miteinander verbindet, ist mit speziellen Fenstern ausgestattet, die die Infrarotstrahlung filtern und so in den heißen Sommermonaten zur Wärmeminimierung beitragen.

Auch die modernen Technikelemente wurden im Zusammenspiel mit der Architektur gestaltet, damit sie sich harmonisch in das denkmalgeschützte Gebäude einfügen. Hierzu zählen etwa die eigens designten Kronleuchter mit LED-Leuchttechnik und stufenloser Dimmbarkeit. Die Steuerung der Anlage erfolgt komplett automatisiert: Alle Komponenten sind über TCP/ IP vernetzt und kommunizieren mit einer Cockpitlösung für die Parametrisierung beziehungsweise Androidpanels als Bedienelementen, mithilfe derer sich Beleuchtungsszenarien sowie die Heizung   /  Lüftung lokal vor Ort programmieren lassen; der Hausmeister nutzt hierfür eine herstellerneutrale offene Gebäudeleittechnik von Iconag. Gewerkeübergreifend kommen dabei KNX, BACnet, M-Bus und Saia-Bus zum Einsatz.

Die Vernetzung der gebäudetechnischen Systeme ermöglicht einen energiebewussten Betrieb der technischen Anlagen und darüber hinaus die gewünschte flexible Anpassung der Räumlichkeiten an die unterschiedlichen Nutzungen.

5.000 h betrug die Planungszeit, die zwischen dem Beginn der Umbauarbeiten im Jahr 2005 und der Eröffnung im Jahr 2014, notwendig waren. „Am Ende dieses ambitionierten Projekts um ein einzigartiges Objekt, dessen Nutzung völlig geändert wird und das natürlich eine entsprechend individuelle Ausstattung benötigt, was die Gebäudetechnik betrifft, steht heute – wie immer in solchen Fällen – ein echtes Unikat, auf das die Stadt Pirmasens zu Recht stolz sein kann“, bringt es Thomas Gutsmuths, Geschäftsführer PTI-AG Generalplanung, auf den Punkt.

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