Fußbodenheizung ersetzt Luftheizung

Erneuerte Wärmeverteilung im Zeiss-Planetarium Jena

Das 1926 erbaute Zeiss-Plane­ta­rium mit seiner rund 900 m2 gro­ßen Kuppelfläche in der Uni­ver­sitätsstadt Jena wurde als viertes Planetarium weltweit in Betrieb genommen. Mehr als 80 Jahre später zeigte das his­torische Bauwerk Sanierungs­bedarf. Umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen wurden in Angriff genommen. Die Umrüs­tung auf ein hochmodernes Fulldome-Projektionssystem mit Laser­tech­nik und 3D-Klang­an­lage bescherte dem Zeiss-Planetarium eine zweite Karriere. Zug um Zug folgten weitere Optimierungen – auch in gebäu­de­technischer Hinsicht. Bei Heizung und Klimatisierung waren Erneue­rungen ebenfalls notwendig, denn die Unterhaltskosten der veralteten Luftheizung lagen zu hoch.

Zudem konnte das System die gestiegenen Ansprüche an den Wärmekomfort längst nicht mehr erfüllen. Die Wärme „verpuffte“ nahezu vollständig im 14,5 m hohen Kuppelbau. Häufig beklagten die Besucher deshalb „kalte Füße“ oder störten sich an der Zugluft durch das Gebläse.

Zwei Heizperioden später, nach der Sanierung, zieht die Ernst-Abbe-Stiftung, Bauherr und Be­treiber, eine positive Bilanz.

Umrüstungsmaßnahmen

Die seit 1985 bestehende Gaszentralheizung im westseitlichen Anbau wurde erweitert und auf Brennwerttechnik umgerüstet. Ergänzend kamen eine moderne Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und ein wassergeführtes Fußbodenheizungs­sys­tem für den Kuppelbau, das vom Flächenheizungsspezia­listen Empur stammt, zum Einsatz. Sowohl Lüf­tungssystem als auch die neue Flächenheizung tragen zudem maßgeblich zur Verbesserung des Raumklimas bei.

Die Fußbodenheizung wurde auf einer Fläche von 330 m2 ins­talliert. Die Raumtemperatur wird über drei Sensoren er­fasst und per Regler zeit- sowie tem­pe­raturgesteuert. Während der Öffnungszeiten beträgt die Raumtemperatur kontinuierlich 21 °C. Jürgen Hellwig, Geschäftsführer der Ernst-Abbe-Stiftung berichtet: „Früher hatten wir im Sommer nur 17 bis 18 °C und im Winter teilweise unter 15 °C im Innenbereich, so dass die Besucher ihre Jacken während der Vorstellung anbehalten mussten. Mit der Fußbodenheizung hat sich das grundlegend geändert. Sie macht den Aufenthalt für unsere Gäste sehr angenehm und funktioniert seit zwei Heizpe­rio­den wartungs- und störungsfrei – wir sind sehr zufrieden.“ Auch in wirtschaftlicher Hinsicht überzeugt ihn die Fußbodenheizung: „Der Energieverbrauch ist deutlich zurückgegangen.“ 

Umbau in kurzer Zeit

Sehr zufrieden zeigt sich Jürgen Hellwig von der Lösung, die den Einsatz einer Fußbodenheizung erst ermöglichte: Zur Komfortsteigerung war eine Erneuerung des Bodenbelags und der Bestuhlung ohnehin vorgesehen. Die Installation einer Fußbodenheizung bot sich an.

Der hierfür vorgesehe­ne Zeitrahmen war mehr als eng. In­ner­halb von drei bis vier Ta­gen musste die komplette Ausführung erfolgen. Dieser Anforderung konnte Empur mit dem für die Renovierung entwickelten Fräsverfahren „Cut-Therm“, für das ein eigenes Team bereitgestellt wird, nachkommen. Ohne zusätzliche Aufbauhöhe ermöglichte die zeitsparen­de Fußbodenheizungslösung über­dies den schwellenlosen Übergang in den umlaufenden Planetariumsgang. Dort gibt es Radiatorenheizkörper und einen hochwertigen Marmorfußboden – beides wollte man belassen, um Kosten, vor allem aber, um Zeit zu sparen.

Jürgen Hellwig erinnert sich: „Nach der letzten Vorführung agierten wir im Eiltempo: Über Nacht wurden die Bestuhlung und der vorhandene Teppich entfernt und der Projektor geschützt. Jede Verankerung der Bestuhlung im Estrich wurde markiert, um diese während der Fräsarbeiten aussparen zu können.“

Das Frästeam rückte mit Estrich-Fräs­ma­schinen, Stromaggregat für die unabhängige Spannungsversorgung und einer Hoch­leistungs-Absauganlage an. Nachdem die Vorarbeiten eini­ge nicht verzeichnete Beton­kanäle zu Tage gebracht hatten, erfolgte kurzerhand eine Neuaufteilung der 31 Heizkreise.

Nach Abschluss der Fräsar­bei­ten wurden 3250 m des Fünf-Schicht-Kunst­stoffrohrs „PE-RT“ der Di­men­sion 15 x 1,8 mm in die Estrich­kanäle eingelegt. Danach folgte der direkte Anschluss an die Verteiler durch den ausführenden Fachbetrieb Siemers aus Jena sowie die abschließende Druckprobe durch den Hersteller.

Bereits am dritten Tag konnte mit der Egalisierung des Bodens und dem Verguss der Rohrleitun­gen begonnen werden. Bis zur Abendvorstellung am vierten Tag waren ein neuer Teppich verlegt, der Projektor enthüllt sowie die Bestuhlung fix und fertig montiert.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 01/2014

Modernisierung mit Flächenheizung

Maßnahmenpaket für eine Montessori-Schule

Die Zielvorgaben für die Sanierung der Freien Mon­tes­sori Schule Berlin sind an­spruchs­voll: Der Energiebedarf der fünf Altbauten soll durch die Sanierungsmaßnahmen um insgesamt 80?% gesenkt...

mehr
Ausgabe 11/2020

Fußbodenheizung im Bestand

Fräsen oder klicken?

Energetische Sanierungen im Bestand sind aufwendig. Ohne Dämmung etwa geht nichts – außer in denkmalgeschützten Gebäuden. Doch wenn man ohnehin energetisch saniert, sollte man auch über einen...

mehr
Ausgabe 10/2022

Fußbodenheizung mit Alu-Leitblech

Optimierungspotenziale beim Wärmeübergang erschließen

Die Vorteile einer Flächenheizung sind vielfältig: Freie Nutzung des Raumes, kaum Staub, keine Temperaturspitzen, niedrige Vorlauftemperaturen. Die heutigen Systeme lassen sich am besten mit...

mehr
Ausgabe 02/2013 Patentiertes System

Flexible Flächenheizung

Ein patentiertes Flächenheizsystem, das aus Modulen aus ökologischem Holzwerkstoff besteht und deshalb flexibel einsetzbar ist, ist „Krauthöfer-thermoflair“. Die Heizmodule dieser Flächenheizung...

mehr
Ausgabe 01/2015

Luftheizung im Einfamilienhaus

Kombianlage für Lüftung, Wärme- und Warmwasserbereitung

Luftdichtes Bauen zur Verringerung des Energiebedarfs ist „allgemein anerkannter Stand der Technik“; die Effizienzhausstandards 70 bzw. 55 setzen nach EnEV 2009 mit weniger als 50 bzw. 40...

mehr