Energieeffizienz in Gesundheitsbauten

Energie- und Kosteneinsparpotentiale bestmöglich nutzen

Der Energieverbrauch von großen Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen entspricht in etwa dem Energieverbrauch kleinerer Städte. Ein Krankenhausbett verbraucht im Jahr durchschnittlich rund 6.000 kWh Strom und rund 29.000 kWh Wärme – so viel wie zwei Einfamilienhäuser. Schätzungen zufolge könnten je nach Alter und Größe der Kliniken rund 40 % Strom und 32 % Wärme eingespart werden.

Der finanzielle Druck in vielen Krankenhäusern ist enorm groß. Leistungsverdichtung und knappes Personal sowohl im pflegerischen als auch im technischen Bereich sind seit Jahren ein Dauerthema im deutschen Gesundheitssystem. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, dass es vielen Gesundheitseinrichtungen schwerfällt, Maßnahmen für einen effizienteren Umgang mit Energie zu entwickeln und umzusetzen. Die enormen Einsparpotentiale im Bereich des Energieverbrauchs könnten den Häusern allerdings neue Spielräume für Investitionen jeglicher Art eröffnen.

Einsparpotential ­Energiemanagement

Wie lassen sich diese Po­tentiale identifizieren und optimal nutzen? Die Potentiale sind von Einrichtung zu Einrichtung sehr individuell und hängen von deren Größe und Struktur ab. Ein wesentlicher Schritt ist daher die Einführung eines Energiemanagementsystems. Damit können mögliche Einsparpotentiale aufgedeckt und Wege für deren wirtschaftliche Erschließung bewertet werden. Erfreulicherweise lassen sich immer mehr Einrichtungen zertifizieren und widmen sich aktiv dem Energiemanagement. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass insbesondere im Bereich der Gebäudebeleuchtung enorme Einsparungen erzielt werden können und sich die Investition in kürzester Zeit amortisiert hat. Auch lassen sich durch den Einsatz neuer, effizienter raumlufttechnischer Geräte nachhaltig erhebliche Einsparungen erreichen. Nicht zuletzt sind Gesundheitseinrichtungen für den Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW) prädestiniert. Durch einen hohen Wirkungsgrad stellen sie Wärme und Strom im Vergleich zu einer getrennten Erzeugung mit einem geringeren Energiebedarf her und sind daher auch wirtschaftlich betrachtet sehr attraktiv.

Förderprogramm nutzen

Um die Gesundheitseinrichtungen in Baden-Württemberg bei der Erschließung ihrer Energie- und Kosteneinsparpotentiale bestmöglich zu unterstützen, hat das Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft des Landes spezielle Förderprogramme aufgelegt. Im Rahmen des Förderprogramms „Klimaschutz-Plus“ wird beispielsweise eine vertiefende Ener­gie­beratung bezuschusst. Abhängig von der Bettenzahl erhalten Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen eine finanzielle Unterstützung von bis zu 16.000 €. Darüber hinaus fördert das baden-württembergische Ministerium Investitionen in erneuerbare Energien wie Solarthermieanlagen, Wärmepumpen oder Holzpelletssysteme, in den baulichen Wärmeschutz, die Nutzung von Abwärme sowie die Sanierung der Beleuchtung oder der Lüftungsanlagen. Einen wesentlichen Beitrag zu mehr Effizienz kann zudem ein umfassendes Energiemanagementsystem (EMS) leisten. Bei der Einführung eines solchen Systems sind Zuschüsse von bis zu 50 % möglich.

Die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen in Baden-Würt­temberg werden jedoch nicht nur in finanzieller Hinsicht vom Land unterstützt. Im Rahmen einer jährlich stattfindenden Fachtagung präsentiert das Landesumweltministerium in Zusammenarbeit mit der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft besonders innovative Beispiele und Maßnahmen einzelner Gesundheitseinrichtungen zur Einsparung von Energie und Kosten.

2018 fand die Fachtagung „Energieeffizienz in baden-württembergischen Gesundheitseinrichtungen“ bereits zum sechsten Mal statt. Bei der Veranstaltung lag der Fokus neben der Präsentation der innovativen Praxisbeispiele auf der Frage, welchen Einfluss das Nutzerverhalten auf die Ressourceneffizienz hat. Daneben wurde die Gefahr von Cyberangriffen auf kritische Infrastrukturen am Bespiel von Gesundheitseinrichtungen näher beleuchtet.

Fazit

Für Gesundheitseinrichtungen, die sich langsam an das Thema „Energieeffizienz“ herantasten wollen, hat das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft zusammen mit dem Karlsruher Institut für Technologie einen kostenlosen Quick-Check entwickelt. Dieses Benchmarking-Tool vergleicht anonym den Energieverbrauch der eigenen Einrichtung mit dem anderer Krankenhäuser sowie Pflegeeinrichtungen und deckt so vorhandene Einsparungspotentiale auf.

Nicht zuletzt beeinflusst das Nutzerverhalten, wie in allen Branchen, auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen den Energieverbrauch ganz erheblich. Das Projekt „Klimaretter – Lebensretter“ der Stiftung viamedica zielt darauf ab, die Beschäftigten in den Gesundheitseinrichtungen in ihrem Umgang mit Ressourcen zu sensibilisieren.

Info

Weiterführende Links

Klimaschutz-Plus-Programm

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/klima/
informieren-beraten-foerdern/klimaschutz-plus/

Tagung „Energieeffizienz in baden-württembergischen Gesundheitseinrichtungen“

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/veranstaltungen/kalender/termindetails/energieeffizienz-in-baden-wuerttembergischen-gesundheitseinrichtungen/

Broschüre „Energieeffizienz in Gesundheitseinrichtungen – Erfolgsbeispiele aus Baden-Württemberg“

https://um.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikation/did/energieeffizienz-in-gesundheitseinrichtungen-erfolgsbeispiele-aus-baden-wuerttemberg/

Energie-Quick-Checks mit Potentialanalyse für Gesundheitsimmobilien in Baden-Württemberg des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)

https://www.tmb.kit.edu/1144_2933.php

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