2D, 3D – oder doch gleich 5D?

Die Vernetzung unterschiedlicher Welten

Was bemängeln Haustechnikplaner, wenn man sie nach ihren Wünschen in Sachen Softwaretools befragt? Es sind nach wie vor die im Grunde seit Beginn der breiten CAD-Nutzung in den 1980er Jahren bekannten Probleme mit den Schnittstellen. Die Softwareanbieter stimmen den Klageliedern regelmäßig verständnisvoll zu; und bleiben natürlich bei ihren proprietären Angeboten. Dennoch werden sie nicht müde, vom fehlerfreien Workflow zu fabulieren – wohl wissend, dass die Datenübergabe nur in der eigenen IT-Umgebung reibungsfrei funktioniert.

Wie man als Kunde gegen sol­ches Verhalten aufbegehren kann, das hat die Automobil­in­dustrie gezeigt: Über den Branchenverband VDA (Verband der Automobilindustrie) einigten sich die großen OEM wie Daimler, VW, Audi und BMW auf bestimmte Plattformen und zwangen alle Engineering-Dienst­leister, mit diesen Tools zu arbeiten. Im Bereich TGA war und ist das „Tricad MS“ von der VenturisIT.

Mit dieser Fokussierung auf wenige Tools und dem darauf basierenden Konzept der „Digitalen Fabrik“ erzielte die Auto­mobilindustrie massive Kosten­einsparungen. „Digitale Fabrik“ bedeutet, das komplette Abbild der Fabrik (Gebäude, technische Einrichtungen und Produktion) als dreidimensionales Planungs­modell bereitzustellen. Dieser technologische Wandel bedeutete nicht weniger als eine Revo­lution innerhalb der Branche.

Auch die Baubranche beschäftigt sich seit einiger Zeit intensiv mit vergleichbaren Technologien. Hier heißt das Konzept „Building Information Modelling“ (BIM) – im ersten Schritt war das ein auf 3D-CAD basierendes Geometriemodell.

Immer mehr IT-Anbieter preschen mit weiteren Dimensionen vor: 5D ist nun angesagt, das 3D-Geometriemodell wird um die Parameter Kosten und Zeit erweitert. Damit verbindet BIM heute die Architektur mit der Haustechnik sowie der Projektsteuerung. Bei großen öffentlichen Bauvorhaben ist BIM in Skandinavien oder Holland bereits vorgeschrieben, demnächst wird Großbritannien folgen. Dahinter steckt die Idee, den Lebenszyklus von Ge­bäuden in den Vordergrund zu rücken – weil rund 80 % der Gesamtkosten beim Betreiben und Instandhalten eines Bauwerks anfallen, während das Bauen nur etwa 20 % beansprucht.

BIM lebt von der Idee der Integration. Für die damit verbundenen Prozesse und Schnittstellen zwischen den Beteiligten sind allerdings klar definierte Konventionen erforderlich – das wird nicht immer so klar kommuniziert. Beispielsweise müssen die jeweils genutzten Planungstools kompatibel zum Austauschformat der Industry Foundation Classes (IFC) sein. Das funktioniert nicht ohne Rei­bungs­verluste, wie die Praxis zeigt.

Auf der BIM Week & Forum 2013 war dazu zu hören, dass die Werkzeuge für die Prozessintegration jetzt zwar zur Verfügung stünden, doch ließen sich viele Partner noch nicht integrieren, weil der Markt zu fragmentiert sei. Projektpartnerschaften erforderten funktionierende Austauschformate für alle Informationen im Entstehungsprozess von Bauwerken. Es gebe gro­ßen Handlungsbedarf in Bezug auf offene Schnittstellen, die alle Planungsdaten zu 100 % übertragen.

Die „Digitale Fabrik“ ermöglichte der Automobilindustrie Kosteneinsparungen von bis zu 30 %. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor war dabei, dass die OEM sich früh und konsequent auf bestimmte Softwareplattformen geeinigt haben und die Zulieferer gezwungen wurden, allein mit diesen Tools zu arbeiten. Mit dem Einsatz von 5D-Modellen wird die Bauindustrie von ähnlich hohen Einsparpotentialen profitieren – das wird am schnellsten zu realisieren sein, wenn sich die Branche ebenfalls konsequent auf bestimmte Standards einigt.

Die Möglichkeit, Termine und Kosten besonders bei komplexen Projekten wie dem Flughafen Berlin-Brandenburg oder der Elbphilharmonie in Hamburg sicherer handhaben zu können, wird BIM auch in Deutschland beflügeln.

Das Bill Gates zugeschriebene Zitat „How you gather, manage, and use information will determine whether you win or lose“ – „Wie Sie Informationen sammeln, verwalten und benutzen wird darüber entscheiden, ob Sie gewinnen oder verlieren“ hat nichts an Aktualität verloren.

Hans-Jürgen Bittermann, 67245 Lambsheim

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