Bereit für Spiel, Satz und Sieg in Wimbledon

Seit den Anfängen des Tennisturniers in Wimbledon vor mehr als 130 Jahren unterliegt das Spiel den Launen des englischen Wetters. Dies soll sich ändern. Im Laufe des Jahres werden sich die Zuschauer vor Ort und zuhause vor dem Fernseher von einer höchst unerwünschten Tradition des Grand Slam – dem Regen – verabschieden können und stattdessen das neue durchsichtige ausfahrbare Dach des Centre Courts willkommen heißen.

Das Projekt zur Umgestaltung des Centre Courts für den AELTC All England Lawn Tennis Club (Verein für Rasentennis und Croquet für ganz England) wurde von Mike Bridges zuwege gebracht, dem Projektleiter von Galliford Try, einem führenden Dienstleister im Bausektor des Vereinigten Königreichs. Es gab mehrere Phasen bei der Sanierung des ursprünglich 1920 errichteten Centre Courts, da die Arbeiten vor Ort bereits im Juli 2006 begannen. Nach einer Unterbrechung während den Championships 2008 wurde die Arbeit wieder aufgenommen, um die 1200 zusätzlichen Sitzplätze und das durchsichtige ausfahrbare Dach rechzeitig für den nächsten Grand Slam im Juni 2009 fertigzustellen.

Im Jahr 2007 vergab Galliford Try den M&E Vertrag für die Installation und Inbetriebnahme der mechanischen und elektrischen Ausrüstung bei der Centre Court Sanierung an das multinationale Bauunternehmen Skanska mit Sitz in Schweden.

Herausforderungen

in der Baukonstruktion

Neben der komplizierten Verlegung der neuen 350 mm (14”) dicken Kälterohre sowie der 100 mm (4”) dicken Heizungsrohre zwischen den kilometerlangen stählernen Dachstreben, welche das neue ausfahrbare Dach stützen, stand Skanska auch vor der Herausforderung diese Rohrleitungen mit einem Minimum an Schweißarbeiten vor Ort anzubringen. Neben bestehenden Schwierigkeiten wie der räumlichen Begrenzung und der Krümmung aufgrund der Ge­­wichts­verschiebung der zehn prismatischen Stahlträger beim Öffnen und Schließen, der Expansion, Rohrleitungskrümmung und Rotation musste das Dach auch noch zusätzlich in den Verlauf der Rohrleitungen eingepasst werden. 

Um die Herausforderung bei der Ge­staltung der Leitungen des Center Courts zu meistern und den begrenzten Raum für die Anbringung des Dachs sowie die Sicherheitsmassnahmen zu berücksichtigen, hat das Skanska-Team Alternativen zum Schweißen in Betracht gezo­gen, wie z. B. ein mechanisches Rohr­leitungssystem. Aufgrund der großen Dimensionen der Kaltwasser-Rohre setzte Skanska auf Rohr­ver­bindungen mit genutetem End, die als beweglich gelten und in der engen Wölbung des Daches Platz haben.

Nach Besichtigung bestehender Victaulic-Installationen durch leitende Ingenieure von Skanska sowie der Überprüfung von Victaulic-Produkten in Skanskas Fertigung wurde entschieden, dass das mechanische Rohrleitungssystem von Victaulic den Bedingungen im Centre Court entspreche. Dies betraf vor allem die Anforderungen bezüglich Beweglichkeit, Installation, Sicherheit und den knappen räumlichen Einbaumöglichkeiten. Dennis Roof, der regionale Verkaufsleiter bei Victaulic erklärt dazu: „Der Wimbledon Centre Court ist hinsichtlich der vorhandenen Bedingungen ein einzigartiger Auftrag. Wir haben bei einer Rohrleitungsinstallation in der Regel mit Rohrausdehnung, Rohrleitungskrümmung oder der Drehbewegung von Rohren zu tun, aber normalerweise nicht mit allen drei Aspekten gleichzeitig“. 

Um den Anforderungen des Auftrags gerecht zu werden, hat die Victaulic CPS-Abteilung (Dienst für die Konstruktion von Rohrleitungen) die Arbeit von ME & Skanska mit detaillierten Rohrleitungsskizzen unterstützt. Victaulic hat außerdem die Vorgaben für die Ausdehnungsparameter, die Krümmungsradien und die Drehbewegung berechnet, die notwendigen Produkte bestimmt und die Entwurfszeichnung zur Steuerung des Systems erstellt. Die Planungsabteilung bei Skanska hat anschließend diese Zeichnungen in ihr eigenes System eingebracht, um ein 3D-Modell der zwischen den Trägern verlaufenden Rohrleitungsstruktur zu entwickeln. Philip Janssens, CPS-Manager bei Victaulic, fügt hinzu: „Mit Hilfe der Erfahrung des CPS-Teams und unserer maßgeschneiderten Planungs-Software waren wir in der Lage, vor dem eigentlichen Bau die notwendige Berechnungen für die gemessene Spannweite vorzunehmen, um dann die Bewegungsverbindungen, Kupplungen und Formteile entsprechend zu platzieren. Ebenso konnte der Lagerbestand mit der erweiterten Stückliste immer entsprechend aufgefüllt werden, so dass die engen Liefertermine eingehalten wurden.“

Ein Schlüsselelement bei der Ge­staltung des ausfahrbaren Daches ist, dass Sonnenlicht an den Rasen gelangt und gleichzeitig die Kondensation innerhalb des Stadiums mit einem Belüftungssystem vermieden wird, so dass bei geschlossenem Dach optimale Bedingungen für den Rasen auf dem Platz geboten sind. Damit das Kühlwasser während der zwei Wochen des Tennisturniers durch das System läuft, werden neun mobile Kühlgeräte auf der gegenüberliegenden Straßenseite in einem Kühlhaus untergebracht. Dank des durchlaufenden, isolierten 350 mm (14”) dicken Rohrs mit den Victaulic Advanced Grooved System (AGS)-Kupplungen ist das System sofort einsatzbereit, sobald das Dach geschlossen ist.

Das Victaulic Advanced Groove System liefert eine ganze Reihe von starren und flexiblen Kupplungen mittleren Durchmessers, Formteilen, Ventilen und Zubehör, das ideal für HLK-Anwendungen und industrielle Rohranwendungen geeignet ist. Die Kupplungen mit einem Durchmesser von 350 bis 600 mm verfügen über ein zweiteiliges Gehäuse, werden mit nur zwei Muttern und Schrauben (anstatt mit bis zu 24 Schrauben bei geflanschten Verbindungen) sowie mit einer neuen keilförmigen Nut fixiert, die eine Druckgrenze von bis zu 24 bar/ 2400 kPa (350 psi) verschafft.

Damit sicher gegangen wird, dass die volle Kapazität des Rohrleitungssystems ausgenutzt wird, haben Dennis Roof und sein Team von Victaulic den Bau regelmäßig besucht, um die Installation der Produkte zu überprüfen. Sie haben das HVAC-System komplett geprüft und die endgültigen Befestigungspunkte für alle Rohrschellen an der fertigen Anlage erneut berechnet. Mike Bridges von Galliford Try schließt: „Wir arbeiten seit mehr als 30 Jahren mit AELTC an Sanierungen in Wimbledon, jedoch ist der Centre Court bis jetzt unser größtes Projekt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, alle Rohrleitungen vor dem Winter zu verlegen, zu testen und zu isolieren und dank unseren Partnerschaften, wie z. B. mit Victaulic, sind wir auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen”.

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