Heizen und Lüften

Angenehmes Innenraumklima für Wohnhäuser

Heizen bedeutet für moderne Wohngebäude immer häufiger auch lüften. Wie eine solche Lösung konkret aussehen kann, zeigt ein Einfamilienhaus im bayerischen Oberviechtach. Das Wohngebäude am Rande der Kleinstadt bietet eine geradlinige Formensprache sowie eine nachhaltige Gebäudeausstattung.

Die vierköpfige Bauherrenfamilie beauftragte 2009 das Oberviechtacher Architekturbüro Schönberger mit der Planung eines modernen Gebäudekonzeptes. Die Architekten kombinierten gestalterische, ökologische wie ökonomische Faktoren und realisierten in knapp 24 Monaten Planungs- und Bauzeit 220 m2 Wohnfläche, verteilt auf zwei Geschosse. Die Gestaltung des weißen, kubischen Baukörpers ergab sich zumeist aus der Funktion. Die Bauherren wünschten sich offene, fließende Räume und die Nutzung natürlicher Ressourcen – Architekt Christian Schönberger schuf einen nach Süden vollständig verglasten, doppelgeschossigen Hauptwohnraum, der im Winter die Sonneneinstrahlung voll ausnutzt. Im Sommer schützen die Sonnenschutzverglasung und das Vordach vor der hoch stehenden Sonne. Im Gegensatz dazu ist die Gebäudenordseite, die gleichzeitig die öffentliche Straßenseite ist, eher geschlossen. Lediglich das verlängerte Garagendach markiert hier den Gebäudeeingang des nach KfW-Standard 55 errichteten Hauses.

Dass das Haus auf dem neuesten Stand der Technik geplant und realisiert wurde, zeigt sich bereits vor der Tür: Diese lässt sich nur per Fingerabdruckscan der Bewohner öffnen. Zudem ist die im ganzen Haus installierte Fußbodenheizung per Smartphone auch von unterwegs steuerbar. Betrieben wird die Fußbodenheizung mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe. Diese stellt auch die Warmwasserversorgung sicher.


Eine Wärmepumpe für das Einfamilienhaus

Auf Empfehlung der Heizungs- und Lüftungsspezialisten der Firma Rieger Haustechnik kam das Modell „LA 17TU“, eine flüsterleise Luft/Wasser-Wärmepumpe von Dimplex, zum Einsatz. Die 1,5 m breite und 2 m hohe Wärmepumpe wurde auf einem Betonfundament am Rande des Gartens aufgestellt und sichert den berechneten Wärmebedarf von 11,2 kWt. Die Wärmepumpe wird in Kombination mit der Fußbodenheizung mit einer niedrigen Vorlauftemperatur von 35 °C betrieben, das Gerät kann bei Bedarf aber auch eine maximale Vorlauftemperatur von 58 °C erreichen. Betriebsbereit ist die „LA 17TU” zwischen -25 und 35 °C Außentemperatur. Die zur Wärmepumpenanlage gehörende Technik wurde im Hauswirtschaftsraum untergebracht. Dazu gehören ein Pufferspeicher und Warmwasserspeicher, ein Verteiler und ein wandmontierter Wärmepumpenmanager. Letzterer ist für die Regelung der Wärmepumpenheizungsanlage zuständig und kann per Smartphone oder PC mit Internetanbindung gesteuert werden. Voraussetzung für die Fernsteuerung ist der Wärmepumpenmanager vom Typ „Dimplex WPM EconPlus” inklusive des Erweiterungsmoduls „NWPM“ für eine Ethernet-Netzwerkanbindung.


Wohnungslüftung

Die durch die EnEV geforderte luftdichte Gebäudehülle macht eine kontrollierte Wohnungslüftung – neben den Vorteilen, wie einem bedarfsgerechten Frischluftaustausch – auch aus bauphysikalischer Sicht nötig. So wird der Abtransport erhöhter Luftfeuchte sichergestellt und dadurch bedingtes Schimmelwachstum verhindert. Das Zentrale Lüftungssystem „ZL 400“ mit Wärmerückgewinnung und Sommerbypass steuert die kontrollierte Be- und Entlüftung des Einfamilienhauses effizient, zugluftfrei und leise. Das Lüftungsgerät ist einreguliert auf einen Gesamt-Nennluft-Volumenstrom von 220 m³/h und ebenfalls im Hauswirtschaftsraum aufgestellt. Über einen Feuchtesensor wird der Luftaustausch zentral geregelt. Bei Bedarf kann das gesamte Lüftungssystem auch manuell gesteuert werden.

Neben der Lüftungseinheit im Hauswirtschaftsraum besteht das Lüftungssystem aus zwei im Außenbereich aufgestellten Komponenten: der Zuluft-Lamellenhaube zur Außenluftansaugung und dem Fortluftauslass. Beide passen sich als schmales, geradliniges beziehungsweise abgewinkeltes Rohr unauffällig in den Garten ein. So wurde der Fortluftauslass nahe bei der Wärmepumpe installiert und die Zuluft-Lamellenhaube am anderen Ende des Gartens aufgestellt.

Über die Zuluft-Lamellenhaube bezieht der Erdwärmetauscher die Frischluft und liefert diese – bereits durch das Erdreich vorgewärmt – an das Lüftungsgerät im Gebäude. Im Sommer wird die Luft analog durch das Erdreich vorgekühlt. Das Gegenstück dazu, der Fortluftauslass, gibt die Abluft der Lüftungsanlage wieder ab.

Eine Gitterabdeckung schützt den Auslass vor Verunreinigungen und verhindert das Eindringen von Kleinsttieren. Das Luftverteilsystem „QF“ mit flexiblem „Dimplex Quadro Flex“-Lüftungsrohr wurde in der Dämmschicht unter dem Estrich installiert.


Fazit

Das Einfamilienhaus in Oberviechtach ist als nachhaltiges Gesamt­konzept angelegt, das von dreifach verglasten Fenstern, passivhaustauglicher Wärmedämmung bis zur Luft/Wasser-Wärmepumpe und zentraler Wohnungslüftung reicht. Schon nach kurzer Testphase waren die Bewohner mit der einfach zu steuernden Gebäudetechnik bestens vertraut und mit deren stabiler Leistung, bei geringem Stromverbrauch, sehr zufrieden.


Produktneuheiten aus der Heizungstechnik haben wir auf den Seiten 21 bis 24 der tab 12/2011 für Sie zusammengestellt.

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