Im Gespräch mit Frank Molliné

20 Jahre in der Verbrauchsmesstechnik aktiv

1993 kostete der Liter Heizöl 0,25 €, und die 2. Wärmeschutzverordnung ließ noch einen Primärenergiebedarf von 150 kWh/m² zu. Heute liegt der Brenn­stoffpreis bei fast 0,90 €, und bei Neubauten wurde der Ener­giebedarf auf ein Drittel ge­drückt. Als Partner für eine präzi­se Verbrauchserfassung steht mit WDV/Molliné seit 20 Jahren ein professioneller Partner an der Seite von Immobilienwirtschaft, Pla­nungsbüros und ausführenden Unternehmen. Im Interview mit der tab-Redaktion erläutert Firmengründer Frank Molliné Firmenziele und Hintergründe zum 20-jährigen Bestehen des Markenanbieter von Mess- und Systemtechnik für Wärme, Wasser, Kälte und Energie.


tab: Sie haben sich 1993 selbstständig gemacht. Was war für Sie die größte Herausforderung zu Beginn Ihrer Selbstständigkeit? Mit welchen Argumenten konnte man zu Beginn Kunden von der Notwendigkeit einer genauen Verbrauchserfassung überzeugen?


Frank Molliné: Die Probleme waren vielfältig und begannen damit, einen nachhaltigen, zufrie­de­nen Kundenstamm aufzubauen, Lieferanten zu finden, die einem jungen Unternehmen vernünftige Konditionen bieten und geeignete Mitarbeiter zu gewinnen. Es war und ist nicht immer leicht, ein junges Unter­nehmen, das seit 20 Jahren stets po­sitives Wachstum aufzuweisen hat, in einem schwierigen Markt­umfeld, das von wenigen großen Firmen geprägt ist, vorwärts zu bringen.

Mit der Verabschiedung der ersten Heizkos­ten­ver­ordnung (HKVO) 1981 durch die Gesetz­ge­ber wurde die rechtliche Grund­lage geschaffen und der hohe Stellenwert einer geset­zes­kon­formen Abrechnung für Warm­wasser- und Heizkos­ten klar do­ku­mentiert. Mit der Heizkos­ten­vorordnung ist der rechtliche Anspruch für die Mieter auf eine verbrauchsbezogene Abrechnung begründet. Seither wurden viele Bestandgebäude mit der dafür nötigen Verbrauchsmesstechnik ausgestattet.

tab: Ein wichtiges Argument für einen Kunden ist der Service. Wie sind Sie in diesem Bereich aufgestellt?

Frank Molliné: Unseren Kunden und Interessenten einen gu­ten Service zu bieten, hat bei WDV/Molliné einen sehr hohen Stel­len­wert. Dies beginnt bei der Be­ratung durch unseren Innen- und Außendienst, die möglichst zügige Bearbeitung von Anfragen bis hin zu möglichst kurzen Lieferzeiten für die Verbrauchsmesstechnik. Die Vorlaufzeiten von der Auftragsvergabe zum Montagetermin sind die letzten Jahre immer kürzer geworden. WDV/Molliné trägt dem durch eine großzügige La­ger­haltung Rechnung. So können wir bei­spiels­weise Messgeräte mit M-Bus, Wasser- und Wärmezähler in Di­men­sionen bis hin zu DN 125 kurzfristig ab Lager liefern und das in einer Vielzahl von Varianten. Das ist in Deutschland einzigartig!


tab: Welche technischen Entwicklungen sind derzeit im Gange, mit denen sich Planer befassen sollten?


Frank Molliné: Ein großes Thema ist die Nachrüstung von Wär­mezählern zur Erfassung des Energieanteils für die Warm­was­ser­bereitung. Gemäß der Heizkostenverordnung (HKVO) muss seit 1. Januar 2014 dieser Energieanteil mit einem Wärme­zähler in allen Gebäuden ge­mes­sen werden, bei denen der Warmwasserbereiter mit dem Heizkessel verbunden ist. Der Grund für die Einbaupflicht sah der Gesetzgeber anhand der wachsenden Bedeutung des Ener­gie­anteils der Warmwasser­be­reitung und erhofft sich von der größeren Transparenz in der Abrechnung einen sparsameren Umgang mit dem Energieeinsatz.

Die Nachrüstpflicht besteht überall, wo Heiz- und Warmwasserkosten mit zwei und mehr Einheiten abgerechnet werden. Eine Ausnahme gibt es bei Gebäu­den mit zwei Einheiten, bei denen eine Einheit vom Eigentümer selbst bewohnt wird. Die zweite Ausnahme gilt, wenn die Nachrüs­tung aus technischen Gründen zu aufwendig und damit zu teuer ist. Hierzu stehen auf unserer Homepage ausführliche Informa­tionen bereit. Gerne senden wir die Unterlagen auch per Post oder E-Mail zu.

Die gewerkeübergreifende Ge­bäudeautomation spielt eine zunehmende Rolle; es wäre aus unserer Sicht sehr wünschenswert, wenn in Zukunft Fachplaner, Fachhandwerk und Automatisierer gemeinsam dieses Thema für ein Bauvorhaben bearbeiten. Wir erleben häufig, dass ein Gewerk Insellösungen schafft, oder dass die für die einzelnen Gewerke Verantwortlichen untereinander nicht klar absprechen, welches System eingesetzt wird und teilweise gar nicht wissen, dass eine Gebäudeautoma­tion ausgeführt wird. Wird dann Stan­dardmesstechnik eingebaut, sind die Verbrauchsmessgeräte nur mit erheblichen Kosten umzurüsten, um die Energie-, Wasser- und Wärmezähler in die Automation zu integrieren. Die Verbrauchsmesstechnik hat hier leider häufig nicht den Stellenwert, der ihr unserer Meinung nach gebührt. Wird schon in der Planungsphase ein auf das Projekt zugeschnittenes Messtechnikkonzept mit berücksichtigt, sind die Verbrauchsmessgeräte mit nur geringen Mehrkosten in die Automation integrierbar.

tab: Das Thema Gebäudeautomation, Sie haben es gerade angesprochen, spielt zunehmend eine Rolle in der Gebäude­tech­nik. Wie kann oder sollte die Ver­brauchserfassung in die Ge­bäude­automation integriert werden?

Frank Molliné: Die Erfassung der Messdaten zur Abrechnung in der Gebäudeautomation spielt eine untergeordnete Rolle und es ist eher ein angenehmer Nebeneffekt, dass die Verbrauchsdaten hierzu ständig bereitstehen.

In der Automation sollte eine Langzeitaufzeichnung der Messwerte erfolgen. Aus diesen Daten lässt sich ein Monitoringsystem aufbauen, um Lastgangprofile zu generieren und diese zu ana­lysieren sowie zu bewerten. Aufbauend auf den Messdaten können so die Anlagen optimiert werden. In vielen Fällen werden so Fehleinstellungen und auch Defekte in den Anlagen detektiert, die ohne Monitoring gar nicht bewusst wahrgenommen werden. Die Nutzer können durch gezielte Information, Schulung und transparente Offenlegung des Verbrauchsverhaltens anhand von aufgezeichneten Lastgängen nachhaltig zum sparsamen Umgang mit der Energie angehalten werden. Ein weiterer, wichtiger Aspekt der Verbrauchsmessgeräte in der Gebäudeautomation ist, die gewonnenen Messwerte direkt mit in die Steuerung und Regelung einfließen zu lassen. Ein Wär­me­zähler ist in der Lage, eine Viel­zahl von inte­ressanten Wer­ten be­reitzustellen, die ideal genutzt werden können. Zum Beispiel: Vor- und Rücklauf­temperatur, Temperatur­differenz, aktueller Durchfluss und aktuelle Leistung. Darüber hinaus können mit Gaszählern, E-Zählern, Wasser- und Wärmezählern permanent obere und untere Grenzwerte überwacht werden. Ein Leckagekontrollsys­tem ist so mit überschaubarem Aufwand realisierbar.

WDV/Molliné kann für alle am Markt befindlichen Auto­ma­tionssysteme Wasser- und Wär­me­zähler anbieten, z. B. BACnet, IP/Ethernet, KNX/EIB, LON, M-Bus, Modbus, Profibus, SIOX, N2, ZigBee.

tab: Werden hier Smart­phones zukünftig eine Rol­le spielen? Welche Ziele ha­ben Sie für die nächsten Jahre?

Frank Molliné: Die übersichtliche Visualisierung des Haustechnik­systems ist ein wichtiger Aspekt in der Gebäudeautomation. Die visualisierten Daten stehen in zugeschnittenen Ansichten den verschiedenen Interessengrup­pen eines Gebäudes zur Verfü­gung. Den Eigentümer interessieren andere Daten wie den Nut­zer, Haustechniker oder Kun­dendienst.

Mit dem Smartphone ist eine ständige Verbindung mit der Haustechnik möglich. Treten Feh­ler auf, beispielweise ein Aus­fall der Heizungsanlage, kann automatisch der zuständi­ge Kundendienst alarmiert wer­den. Brennt am Sonntag das Licht im Büro, weil vergessen wurde, es auszuschalten, kann dies per Smartphone aus der Ferne ausgeknipst werden.

Ein weiteres, einfaches Beispiel: Während des Urlaubs wurde die Heizanlage mit Nacht­absenkung betrieben, wenn ich nach der Rückkehr am Flughafen stehe, schalte ich von dort aus die Heizungsanlage per Smartphone in den Normalbetrieb und betrete meine Wohnung bei angenehmen Temperaturen.

Die Energiewende und vermehrte Einspeisung von Wind- und Solarenergie erfordert weitere technische Lösungen für die Zukunft. Bläst der Wind kräftig an der Küste und scheint die Sonne, wird der Strompreis für diesen Zeitraum günstig. Ich erhalte eine Meldung meines Energieversorgers, dass der Strom gerade besonders günstig ist. Per Smartphone schalte ich meinen Geschirrspüler oder Trockner aus der Ferne ein.

Smartphones sind aus dem heu­ti­gen Leben kaum mehr weg­zudenken, so wird mit den verschiedensten Apps in Zukunft eine Vielzahl von Möglichkeiten bestehen, die Haustechnik zu steuern und zu überwachen.


tab: Herr Molliné, vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg.

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