9. Deutsche Wärmekonferenz 2018

Signale für eine erfolgreiche Wärmewende

Die neue Bundesregierung soll die richtigen Signale für eine erfolgreiche Wärmewende setzen – die ca. 220 Teilnehmer der 9. Deutschen Wärmekonferenz diskutierten dafür die erforderlichen Maßnahmen, damit dieser Wunsch in Erfüllung geht.

Dabei kristallisierte sich eine hohe Einigkeit heraus, obwohl Vertreter aus Politik, Industrie, Fachhandwerk und Großhandel zusammentrafen. Was an diesem Dienstag, Ende Januar 2018, noch fehlte, war als Adressat eine neue Bundesregierung.   

Nicht ohne Grund hatten die Veranstalter der Wärmekonferenz – der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) und Deutsche Großhandelsverband Haustechnik (DG Haustechnik) – am 30. Januar 2018 nach Berlin geladen. Die Nähe zur Bundesregierung sollte den Impulsen auch der diesjährigen Veranstaltung kurze Wege in die Gehörgänge der Politik bereiten. Durch die zeitgleich laufenden Koalitionsgespräche waren diese Ohren jedoch diesmal schwieriger zu erreichen als bei früheren Veranstaltungen, so dass auch bereits angekündigte Abgeordnete der CDU/CSU und der SPD absagen mussten. Doch auch die Ansprechpartnerin der Grünen stand nicht zur Verfügung; ein Vertreter der AFD war ebenfalls nicht vor Ort.

Mit Ralph Lenkert, Die Linke, und Prof. Dr. Martin Neumann, FDP, bereicherten aber zwei Mitglieder des Bundestages die Diskussionen der Veranstaltung.

Politik und Wirtschaft im Dialog

Im ersten Block des Veranstaltungsprogramms, der unter dem Motto „Politik und Wirtschaft im Dialog“ stand, gaben zahlreiche hochrangige Sprecher ihren Kommentar zur energiepolitischen und wirtschaftlichen Lage ab – natürlich immer vorwärts gerichtet mit Blick auf die Energiewende und den Klimazielen 2030 und 2050. Darunter befanden sich Manfred Greis, BDH-Präsident, Friedrich Budde, Präsident ZVSHK, und Babara Wiedemann, 2. Vorsitzende DG Haustechnik.

Die Keynote setzte Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung Energiepolitik – Wärme und Effizienz im BMWi, der die Arbeiten an dem GebäudeEnergieGesetz (GEG) als wichtig erachtet. Dabei sei es erforderlich, die Energieeinsparverordnung (EnEV) und das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEG) zusammenzuführen. Um die energetischen Ziele zu erreichen, müssen steuerliche Anreize gesetzt werden.

Andreas Kuhlmann, hier in der Rolle des Sprechers der Allianz für Gebäude-Energie-Effizienz (geea), verwies in seinem Vortrag über Szenarien für eine marktwirtschaftliche Klima- und Ressourcenschutzpolitik 2050 insbesondere auf zwei Studien:

–  Gebäudestudie der geea zu Klimaund Ressourcenschutzpolitik 2050

–  BDI-Studie: Von der Strom- hin zur Effizienzwende

Neue Impulse für die Wärmewende
In der nachfolgenden Diskussion – Programmblock II – kamen dann neben Vertretern des BDH und des ZVSHK auch die Teilnehmer der Parteien zu Wort. Andreas Kuhlmann und Dr. Anke Tuschek, Mitglied der Hauptgeschäftsführung im Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), rundeten den Gesprächskreis ab.

Im abschließenden Programmpunkt – Block III – standen in einer weiteren Diskussionsrunde die europäischen Strategien für Klima- und Ressourcenschutz im Fokus. Teilnehmer waren Ulrich Benterbusch, Ministerialdirigent im BMWi, Sabine Augustin, Vorsitzende des Strategieausschusses des Verbandes Eurogas, Klaus Jesse, Vorsitzender der association of the European Heating Industry (EHI), Adrian Willig für den Verband Eurofuel, François Frisquet, Präsident des französischen Herstellerverbandes Uniclima, und Anne Katherina Weidenbach von der Europäischen Kommission.

Ergebnisse & Konferenzinhalte

Bei allen kontroversen Diskussionen und unterschiedlichen Blickwinkeln kristallisierten sich einige Standpunkte heraus, die im Groben konform mit sechs Punkten sind, die die Veranstalter, BDH, ZVSHK und DG Haustechnik, als Forderungspapier für eine neue Bundesregierung formuliert haben.

1. Technologieneutrale Förderung für mehr Dynamik in der Gebäudesanierung
Es soll ein Dreiklang aus steuerlichen Anreizen, KfW und MAP geben. 30 % der Investitionssumme der energetischen Gebäudesanierung sollen über drei Jahre von der Steuerschuld absetzbar sein. Die Laufzeit des Programms soll zehn Jahre betragen, ab dem dritten Jahr degressiv. Der Nachweis soll einfach über Vorlage von Handwerkerrechnungen beim Finanzamt (für Einzelmaßnahmen) möglich sein.

2. Technologieoffene Förderstrategie
Die Förderstrategie muss schnellstens die Sanierung auf ganzer Breite in Gang bringen und technologieoffen sein.

3. Verzicht auf ordnungsrechtliche Ge- und Verbote im Gebäudebestand
Auf Modernisierungszwänge und Nutzungspflichten von erneuerbaren Energien im Gebäudebestand soll verzichtet werden. Stattdessen eine verstetigte und attraktive Politik der Anreize. Das Ordnungsrecht soll sich auf den Neubau konzentrieren.

4. Langfrist-Szenario auf Basis eines ausgewogenen Technologiemixes
Technologieoffene Szenarien ermöglichen nicht nur einen fairen Wettbewerb um die besten Lösungen, sondern verursachen auch erheblich geringere volkswirtschaftliche Kosten als ein All Electric Szenario.

5. Sicherung des freien Wettbewerbs im Wärmemarkt
Fern- und Nahwärmekonzepte müssen im freien Wettbewerb mit dezentralen Energieversorgungssystemen stehen. Subventionierung von Fernwärme sowie Anschluss- und Benutzungszwänge für die Verbraucher sind abzulehnen.

6. International harmonisierte Klimaschutz- und Energiepolitik
Die für den Non-ETS-Bereich (Emissions Trading System) angedachte CO2-Bepreisung muss die sozialen Folgen der Verteuerung betroffener Energieträger für die unteren Einkommensschichten berücksichtigen. Die Einführung einer CO2-Bepreisung für den Non-ETS-Bereich darf nur international harmonisiert erfolgen.

Das exakte Forderungspapier ist hier herunterladbar..

Fazit

Auch vor dem Hintergrund der parallel laufenden Koalitionsgespräche erwies sich die 9. Wärmekonferenz als zielgerichtet und ergebnisorientiert. Die Qualität der Diskussionen sorgte für eine spannende Veranstaltung, so dass die hohe Zahl von ca. 220 Teilnehmern, die den Veranstaltungssaal bis auf den letzten Platz füllte, nicht verwunderte.

Wer einen umfassenderen Überblick über die einzelnen Statements der Referenten erhalten möchte, findet hier den BDH-Nachbericht.
  

Initiative Brennstoffzelle stellt sich neu auf
 
Ebenfalls im Rahmen der Wärmekonferenz gab die Initiative Brennstoffzelle (IBZ) ihre Neustrukturierung bekannt. Die IBZ wird künftig von zwei Sprechern nach außen vertreten: Für die Kommunikation im politischen Raum ist Andreas Lücke (Hauptgeschäftsführer BDH) erster Ansprechpartner, die Marktkommunikation liegt in den Händen von Dr. Timm Kehler (Geschäftsführer Zukunft ERDGAS).

Die neue Organisationsstruktur wurde aufgrund einer Weiterentwicklung des Marktes nötig und zielt auf die Umsetzung neuer Aufgaben ab.
 
 

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