ISH 2015

TGA vernetzt Menschen und Technik

Mit 198.000 Besuchern, gesteigerter Internationalität und einem mit 2465 Herstellern neuen Ausstellerrekord war die ISH 2015 rundum erfolgreich. Die Menschen, Besucher und Aussteller gleichermaßen, sind es, die eine Messe prägen. Aus dieser Sicht zeigte sich die ISH 2015 erneut als Treffpunkt der Gebäudetechnik­branche, die Tech­nik und Menschen gleichermaßen zum Vernetzen anregt.

Bei beinahe frühlingshaftem Wetter waren die Messehallen auf der ISH 2015 gut besucht. Die Themenvielfalt zeigte deutlich, wie vielfältig die Gebäudetechnikbranche aufgestellt ist. Von gläsernen Wasserarmaturen, bodenebenen Duschen und Dusch-WCs über bunte Heizkörper und Wärmeerzeuger, die unterschiedliche Brennstoffe nutzen, bis hin zu Lüftungsgeräten, Kälte- und Klimaanlagen und einer Mess-, Steuerungs- und Regelungsvielfalt, die die tech­nischen Anlagen zu einem sinnvollen Ganzen verknüpfen und einen Fernzugriff genauso ermöglichen, wie eine umfassen­de Energiedatenauswertung reicht die Bandbreite.

Die Technik zeigte sich erneut einen Schritt ausgereifter. Aus Komponenten werden zunehmend Systeme, die miteinander Daten austauschen können. Es stellt sich die Frage: Spielt sich die Zukunft der TGA vorrangig dort ab, wo sie wie in Halle 8 schrill, bunt, ein wenig zu laut und mit übergroßen Bildschirmen auf Infotainment setzt, oder in der deutlich ruhigeren, sachlich technischen Atmosphäre wie etwa in der Halle 10?

In Halle 10.1 bis 10.3, inmitten der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, spielte klar die Technik die Hauptrolle. In Halle 8 bedurfte es dagegen einiger Anstrengungen bei all den vielen Bewegtbildern auf den Bildschirmen und Shows auf den Messeständen den Produktneuheiten die gebührende Aufmerksamkeit widmen zu können. Wohl beide Wege haben ihre Berechtigung, solange die Information nicht zu kurz kommt.

Label und MAP

Mehr Information geht es mit der Weiterentwicklung des „Wasser Effizienz Label“ WELL, das vom Branchenverband Eunited Valves vorgestellt wurde. Eine klare und übersichtlichere Darstellung garniert mit anschaulichen Icons bietet Informationen über wichtige Eigenschaften von Armaturen sowohl für den privaten als auch für den öffentlichen Bereich. Gerade bei der Planung bieten die Informationen des Labels transparent Hinweise auf Produkteigenschaften und sollen so die Kauf- bzw. Investitionsentscheidung erleichtern.

Auch das Marktanreizprogramm (MAP), dessen Aufstockung auf der ISH bekanntgegeben wurde, kann marktunterstützend wirksam werden. Von den Verbänden wurde diese politische Entscheidung einhellig begrüßt.

ErP-Richtlinie und Autarkie

In der Heiztechnik spielt die ErP-Richtlinie mit dem „Ökolabel“ (Stichtag 26. September 2015) die gewichtige Rolle. Mit einer ErP-Software fällt die Auslegung eines Heizungssystems einfacher, die Bewertung kann zügig durchgeführt werden. Bei den Softwarelösungen der Hersteller ist die Bedienung dann besonders einfach, wenn man jeweils ausschließlich auf dessen Produkte setzt. Bei Syste­men, die Produkte mehrerer Her­steller umfasst, fällt der Ein­gabeaufwand höher aus.

Für eine ausgefeilte Systemtechnik bedarf es guter Speicher. Speicher mit einer Bewertung nach Klasse A wurden u.a. bei den Roth Werken, Stiebel Eltron und Weishaupt gesehen. Vorgefertigte Montageinheiten verkürzen in der Heizungstechnik die Montagezeiten. Vorver­rohrt, gedämmt und zum Teil in einem eigenen Gehäuse unter­gebracht, bieten sie einen deutli­chen Mehrwert.

Kommunen streben im Rahmen der Energie­wende nach Energie(teil)autarkie. Hierfür bieten Nahwärmenetze und Quartiersverbünde Lösungen, um im Strom- und Wärmemarkt unabhängiger zu werden. Lösungen zur Eigenstromerzeugung und zur dezentralen Energiespeicherung gelten als besonders zukunftsträchtig. Zugleich gelangt man wieder zum Thema Hybridtechnologie. Denn es kann der jeweils zu einem Zeitpunkt günstigste oder am besten verfügbare Energieträger verwendet werden.

„Die beste ISH, die wir je hatten“, hieß es bei Vaillant. „Eine für die Branche spannende Zeit“, nannte man es bei Viessmann. Aus beiden Zi­taten spricht die Zuversicht, dass die Energiewende nur unter Berücksichtigung des Wärmemarktes gelingen kann.

Vernetzung für Effizienz

Die Vernetzung von Geräten geht voran. „Konnektivität in der Heizungstechnik“, nennt es Manfred Greis, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Ein wichtiger Trend zeigt sich in hybriden Heizsystemen, die verschiedene Wärmequellen nutzen und dabei erneuerbare Energien einkoppeln können. Ein anderer Trend ist die Nutzung von IT-Technik, etwa zur Steuerung der Heizungsanlage. Damit hält die moderne Heizungstechnik verstärkt Einzug in den Alltag der Nutzer. „Die ISH Energy hat erneut eindrucksvoll die Innovationskraft der deutschen Heizungsindustrie gezeigt. Sowohl für den Neubau als auch für den Bestand stehen vielfältige hocheffiziente Lösungen zur Verfügung. Von der Politik muss dies durch entsprechende Rahmenbedingungen flankiert werden“, so das Fazit von Manfred Greis.

Luft muss bewegt werden

Dichtere Geräte, Rotationswärmetauscher, thermische Isolierung der Gehäuse sind Stichworte, die auf der „Aircontec“ im Rahmen der ISH in Halle 11 häufiger genannt wurden. Erfrischend war der Auftritt neuer Unternehmen wie der schwedischen IV Product GmbH, die Schwung in den Markt der Raumlufttechnik bringen wollen. Gezeigt wurde u.a. eine Serie mit Anschlüssen auf der Geräte­oberseite. „In vielen Fällen, vor allem bei Renovierungen, gibt es für Lüftungsgeräte wenig Platz. Quadratmeterpreise sind hoch und jeder Winkel soll für die Vermietung genutzt werden. Da passt unsere ,Envistar Top‘-Reihe perfekt”, erklärt Gönna Petersen, Vertriebsleiterin der IV Produkt GmbH. Auch bekannte Branchengrößen präsentierten auffallende Neuheiten: Die LTG punktete mit einem „unsichtbaren“ Decken-Luft-Durchlass und Trox mit einer sich über den Messestand „schlängelnden“ Lüftungsanlage, in der alle Komponenten zu einem System verbunden wurden. Ein extrem flaches Kühlsystem hat Kampmann mit dem „KaDeck“ entwickelt, das in Zwischendecken von nur 160 mm Höhe Platz findet. Durch die vollständig klappbare Designblende sind alle Komponenten leicht zugänglich. Emco verbindet mit dem Kühldeckensystem „emcocool GK-PCM-WT“ mit integriertem Phasenwechselmaterial (PCM) die energetischen Vorteile und den thermischen Komfort einer konventionellen Gipskartonkühldecke mit einer erhöhten Speicherfähigkeit.

Ulrich Pfeiffenberger, Vorsitzender des FGK fasste den Ausstellungsbereich Aircontec zusammen: „Die Klima- und Lüftungsbranche war hochkarätig mit ihrem gesamten Produkt- und Systemportfolio vertreten und zeigte, entsprechend dem ISH Motto „Comfort meets Technology“, wie Innenraumluftqualität, Behaglichkeit und Energieeffizienz im Gebäude gleichrangig realisiert werden.“

Das positive Fazit spiegelt eine passende Marktentwicklung wieder. Die jüngste Erhebung des Herstellerverbandes Raumlufttechnische Geräte e.V. ergab für 2014, dass der Umsatz mit Geräten, die zur Klimatisierung und Lüftung von Nichtwohngebäuden eingesetzt werden, rund 624 Mio. € betrug und somit im Vergleich zum Vorjahr um 9,5 % gestiegen ist.

Science Fiction ist heute

Dass die Zukunft Realität wird, zeigt sich in der Regelungs- und Steuerungstechnik durch Apps, Fernzugriff und Internetanbindung. Ein mahnendes Wort muss jedoch gesagt werden: Vergesst bei aller Spielerei die Datensicherheit nicht. In der Industrie 4.0 und im Internet der Dinge spielen diese Fragen bereits eine wichtige Rolle.

Fast schon als wahr gewordenes Science Fiction kann die Regelung „Logamatic 5000“ von Buderus bezeichnet werden, die mit einem eingebauten LED-Lichtstreifen anzeigt, ob alles im „grünen Bereich“ liegt. Auch wenn dies bei Buderus in der Hausfarbe Blau angezeigt wird. Auf jeden Fall wird auf den ersten Blick deutlich, ob das System ordnungsgemäß funktioniert, eine Wartung ansteht oder eine Störung vorliegt. So können beispielsweise Mitarbeiter im Facility Management im Tagesgeschäft schnell und effizient den Anlagenstatus prüfen. Die Hersteller haben generell zunehmend den Betrieb einer Anlage im Blick und legen Wert darauf, dass eine Anlage im Alltagsbetrieb genauso effizient arbeiten muss, wie direkt nach der Inbetriebnahme. Passend dazu werden haufenweise Apps angeboten. Zukünftiges Ziel muss daher sein, im App-Durcheinander des eigenen Smartphones immer noch die passende App zu finden, oder die App, die alle anderen Apps verwalten kann. Aber das ist wirklich noch Science Fiction.

Fazit

Das festgelegte Messemotto „Comfort meets Technology“ war auf der ISH mehr als „Connectivity meets Technology“ wahrzunehmen, was der Messe keineswegs schadete. Aber vielleicht ist damit schon das Messemotto für die ISH 2017 (14. bis 18. März) gefunden.

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