CEGA 2016

Erfolgreicher Start in Baden-Baden

Der erste gemeinsame Kongress „CEGA – Congress für Experten der TGA“ von Recknagel und dem VDI-Wissensforum feierte am 29. und 30. November 2016 in Baden-Baden seine Premiere. Den Auftakt des von Prof. Uwe Franzke und Prof. Bert Oschatz geleiteten Kongresses bildeten Plenarvorträge von Prof. Bert Oschatz und Christian Stolte (dena) zu evolutionären Schritten der Energiewende sowie von Dr. Andreas Winkens zum Thema Hygiene in der TGA.

Im Anschluss wurden in verschiedenen Sektionen Vorträge zu unterschiedlichen Bereichen der TGA angeboten, u.a. Heizung, Lüftung, Trinkwassertechnik, Gebäudeautomation und Inbetriebnahmemanagement. Eine Plenarsektion zum Thema Building Information Modeling (BIM) rundete die Veranstaltung ab. Zwischen den Vorträgen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, die begleitende Fachausstellung zu besuchen und sich über das Angebotsportfolio der elf ausstellenden Unternehmen zu informieren.

Zum Netzwerken hatten die Veranstalter am Abend des ersten Kongresstages ins Kurhaus Baden-Baden eingeladen. Hier konnten bei einem gemeinsamen Abendessen die Gespräche mit den Ausstellern und Referenten vertieft sowie Kontakte geschlossen und belebt werden.

Die nächste CEGA findet am 27. und 28. November 2018 in Baden-Baden statt.

Ausgewählte Highlights aus dem CEGA-Programm
Heizungstechnik
Prof. Dr.-Ing. Mario Reichel: Schotterspeicher zum Vorwärmen und Kühlen von Luft
Prof. Reichel von der HTW-Dresden stellte Erfahrungen bei Planung, Bau und Betrieb von Schotterspeichern vor. Der Beitrag zur Vorwärmung und Unterstützung der Heizung ist dabei sehr gering, kann aber bei Nutzung des deutlich größeren Effektes zur Kühlung der Luft in die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit einbezogen werden. Rückfragen gab es insbesondere zur Hygiene, da die Nutzung von Schotterspeichern in der VDI 6022 ausgeschlossen ist. Prof. Reichel betonte, dass in allen Anlagen, die er kenne, keine Hygieneprobleme aufgetreten seien. Bei der Auswahl und der Reinheit des Schotters seien diese Aspekte aber zu beachten.

Dr.-Ing. Markus Beukenberg: Digitalisierung aus Sicht eines Pumpenherstellers
Dr. Beukenberg stellte vor, welche Veränderungen durch die Digitalisierung im Hause Wilo bereits vollzogen wurden und auf welche Veränderungen Wilo sich derzeit vorbereitet. Zwar lasse sich der eigentliche Fluss des Mediums Wasser nicht digitalisieren, so Beukenberg, in den Herstellungs- und Geschäftsprozessen, wie auch an den Produkten werde es aber massive Änderungen geben. Die Gebäude, so Beukenberg, wandelten sich dabei vom automatisierten zum smarten und dann zum kognitiven Gebäude.

Prof. Dr.-Ing. Markus Tritschler: Heizkostenabrechnung
Prof. Tritschler von der Hochschule Esslingen stellte in seinem Vortrag Grundlagen aus VDI 2077 und Messkonzepte, auch für die Abrechnung an Solar-, KWK- und RLT-Anlagen vor. Durch die Heizkostenverordnung werden wesentliche Rahmenparameter gesetzt, diese werden u.a. durch die VDI-Richtlinienreihe VDI 2077 ergänzt, um eine rechtssichere Abrechnung zu ermöglichen. Prof. Tritschler zeigte anhand von Beispielen aus konkreten Gutachten, welche Fehler bei der Instrumentierung und Auswahl der Messpunkte zu vermeiden sind.

PD Dr. Ing. habil. J. Seifert: Regionale Virtuelle Kraftwerke
PD Seifert von der Technischen Universität Dresden berichtete in seinem Vortrag über einen Feldtest zum Thema Regionales Virtuelles Kraftwerk. Gegenstand des vom BMWi unterstützten Projektes ist die informationstechnische Vernetzung von unterschiedlichen Wärmeerzeugern auf Basis der Mikro-KWK-Technologie. Erstmals konnte gezeigt werden, dass auch kleine Erzeugungseinheiten vernetzt betrieben werden können und somit im Sinne des Elektrischen Netzes systemdienlich agieren. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, eine offene Schnittstelle mit lokalen Prognosefähigkeiten zu entwickeln und zu testen, die in der Lage ist mit etablierten Informationsstrukturen aus der Energietechnik einen Datenaustausch vorzunehmen. Erste Ergebnisse dieses Feldtestes wurden im Rahmen der CEGA vorgestellt.

Lüftungs- und Klimatechnik
Prof. Dr.-Ing. Bernd Boiting: Thermische Energiespeicher in der Gebäudetechnik
Prof. Boiting von der FH Münster stellte unterschiedliche Speicherkonzepte vor. Schwerpunkt waren dabei Phase-Change-Material-basierte Speicher (PCM), die in der neuen VDI-Richtlinie 2164 in ihren Anwendungsmöglichkeiten und Systemgrenzen detailliert beschrieben werden. Boiting betonte, dass die Wirtschaftlichkeit besonders groß sei, wenn der Phasenwechsel möglichst häufig durchlaufen werde. PMC-Gipskartonplatten, die PMC enthalten, seien, so Boiting, nach Rückfrage brandschutztechnisch geprüft und zugelassen. Die Ertüchtigung von Wärmespeichern mit PMC-Modulen eigne sich besonders bei geringer Temperaturspreizung.

Dipl.-Ing. Thomas Krause-Czeranka: Novellierung der Musterbauordnung
Thomas Krause-Czeranka stellte die Änderungen an der neuen MBO vor, die Aufgrund des Urteils des EuGH vom Oktober 2014 bis zum Oktober 2016 umzusetzen waren. Wesentliche Änderung ist, dass an einzelne Bauprodukte keine, über die mandatierten Normen hinausgehenden nationalen Anforderungen gestellt werden dürfen, weil dadurch der freie Warenhandel in der EU beschränkt würde. Anforderungen an das fertige Bauwerk können aber sowohl national als auch individuell definiert werden und sind entsprechend nachzuweisen. Die Leistungserklärungen zum jeweiligen Bauprodukt sind zu beachten, das CE-Zeichen dokumentiert lediglich, dass das Bauprodukt in der EU gehandelt werden darf.

Prof. Dr.-Ing. Olaf Zeidler: Lüftung in Klassenräumen
Prof. Zeidler stellte die Anforderungen an die Luftqualität in Unterrichtsräumen vor. Bei der Bewertung der Geruchssituation ist theoretisch zwischen der Hedonik und der Intensität zu unterscheiden, Probanden geben aber nur ein Urteil für beide Parameter an. Einfacher zu beurteilen ist die gut messbare CO2-Konzentration, hier macht die Einhaltung der Grenze von 1500 ppm in Klassenräumen ohne Lüftungstechnik große Schwierigkeiten, dabei ist die Konzentration von CO2 in der Regel auch aussagekräftig für andere Schadstoffe in der Luft, sodass in der Regel nur CO2 gemessen und danach beurteilt wird.

Gebäudeautomation/Inbetriebnahmemanagement
Dipl.-Ing. Frank Schmid: Inbetriebnahmemanagement im Rahmen des Facility Management (FM)
Frank Schmid berichtete aus den Erfahrungen als Abteilungsleiter FM bei Bosch. In der herstellenden Industrie werde erwartet, dass die Gebäude vom ersten Tag an mit allen Funktionen zur Verfügung stehen. Planungsteams, die das Wissen aus dem Planungs- und Bauprozess haben, stünden zu diesem Zeitpunkt meist nicht mehr zur Verfügung und seien in neuen Projekten gebunden. Hier habe sich die Implementierung des Inbetriebnahmemanagements nach VDI 6039 sehr bewährt.

Jörg Balow: Vollprobentest und Wirkprinzipprüfung
In seinem Vortrag stellte Jörg Balow die Motivation von gewerkeübergreifenden, ganzheitlichen Tests von Funktionen vor, dabei bilden die behördlich geforderten Funktionen und Tests häufig nur eine Teilmenge. Wie derartige Tests organisiert und durchgeführt werden können, ist in der Richtlinie VDI 6010 Blatt 3 beschrieben, ergänzend zur Richtlinie gibt es eine ausführliche Beschreibung im Kommentar zur VDI 6010, der im Beuth-Verlag erschienen ist.

Trinkwassertechnik
Dipl.-Ing. Volker Meyer: Nationale und Europäische Regelwerke in der Trinkwasser-Installation
Volker Meyer stellte den aktuellen Stand der Regelwerke zur Trinkwasser-Installation vor. Viele Regelungen sind seit Jahrzehnten festgeschrieben, durch den europäischen Standardisierungsprozess ändern sich zwar Normen Bezeichnungen und Zusammenstellungen der Inhalte, die Vorgaben an eine gute Trinkwasser-Installation haben sich aber nicht gravierend verändert. Aus Sicht der in der Figawa vertretenden Industrie ist die Schaffung einheitlicher, überall akzeptierter Standards von großer Bedeutung.

Prof. Dr.-Ing. Carsten Bäcker: Gefährdungsanalysen in der Praxis
Prof. Bäcker von der Hochschule Münster stellte das Regelwerk VDI 6023 Blatt 2 vor und berichtete von der Erstellung der Gefährdungsanalysen in der Praxis. Bei Begehungen von Gebäuden ergeben sich häufig durch Messung der Auslauftemperaturen für Trinkwasser warm und kalt und durch eine systematische Inspektion der Trinkwasserleitung in Fließrichtung vom Gebäudeeintritt bis zu den letzten Zapfstellen wesentliche Eindrücke von der Installation.

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