Auf dem Weg zur Marktreife

Brennstoffzellen für Einfamilienhäuser

Die Hannover Messe ist eine Veranstaltung, die einen Einblick in die breit gefächerte Aufstellung der deutschen und internationalen Industrie bietet. Ein Schwerpunkt, der seit Jahren ständig wächst, ist der Gemeinschaftsstand Hydrogen+Fuel Cells. Hier traf sich die tab-Redaktion mit Dipl.-Ing. Guido Gummert, Geschäftsführer der Baxi Innotech GmbH, ein Un­ter­nehmen der BDR Thermea Gruppe, um über den Stand der Brennstoffzellenentwicklung zu sprechen.


tab: Herr Gummert, in den letzten Jahren war immer wieder die Rede davon, dass die Brennstoffzelle die Hausenergieversorgung in der Zukunft übernehmen kann. Wie ist der derzeitige Stand der Dinge?

 

Guido Gummert: Von 2008 bis 2015 läuft das Projekt „Callux“. Der Praxistest hat das Ziel, die Einführung der Brennstoffzelle im Einfamilienhausbereich in der Praxis unter technischen Gesichtspunkten zu erproben. Derzeit haben wir die für die „Callux“-Phasen I und II geplanten 140 „Gamma 1.0“-Anlagen bereits im Feld. Technisch gesehen haben wir die Marktreife erreicht. Was wir jetzt brauchen ist ein Technologieeinführungsprogramm, um große Stückzahlen zu erreichen. So sind wir in der Lage, die Geräte zu marktkonformen Preisen anzubieten.

 

tab: Mit welchen Argumenten können Kunden dazu gebracht werden, in ein Brennstoffzellenheizgerät zu investieren?

 

Guido Gummert: Mit unseren Brennstoffzellen-Heizgeräten setzen wir im Einfamilienhausbereich auf die Niedertemperatur PEM-Brennstoffzelle. Sie zeichnet sich durch einen hohen Wirkungsgrad bei der Bereitstellung von Strom und Wärme aus. Außerdem lässt sich mit ihr ein großer Modulationsgrad bei quasi konstantem Wirkungsgrad erreichen. Für Kunden bedeutet das jährliche Einsparungen bei den Energiekosten von rund 1000 €. Nicht zuletzt lohnt es sich für den Energieversorger wieder, Gasanschlüsse zu legen. Weitere nicht zu unterschätzen­de Faktoren sind die Netz stabi­li­sierende Wirkung und die Stromerzeugung direkt beim Verbraucher.

 

tab: Welche Schwierigkeiten sind bei der Einführung der Brenn­stoffzellen noch zu bewäl­tigen? Wie sieht die europäische Lage aus?

 

Guido Gummert: Zur ersten Frage muss leider gesagt werden, dass die Markteinführung viel zu zögerlich voran geht. Japan hatte für das letzte Jahr den Einbau von 8000 Brennstoffzellenheizgeräten geplant.

Nach Fukushima wurde das Thema verstärkt angenommen und bis März 2012 wurden inzwischen sogar 12 000 Brennstoffzellenheizgeräte installiert. So etwas war nur mit massiver Förderung seitens der japanischen Regierung möglich. Ein genialer Schachzug: Schließlich bringt eine derartige Finanzspritze nicht nur Anschub für die japanischen Hersteller. Sie verschafft zudem der Zulieferindustrie entscheidende Vorteile in einem globalen Wettbewerb. Da wird der Unterschied zu den 140 Geräten in Deutschland mehr als deutlich. Zu bedenken ist allerdings, dass wir, im Vergleich zu Japan, eine andere Entwicklungsstrategie verfolgen. Sie zielt darauf ab, schon in der Entwicklungsphase Kosten und unternehmerisches Risiko zu reduzieren. „Callux“ ist, wie gesagt, ein Projekt zur Marktvorbereitung und Erprobung der Technologie in einem überschaubaren Rahmen.

Zum zweiten Teil Ihrer Frage: Im europäischen Markt sind im Moment die Niederlande relativ weit vorne. Interessante Märkte sehen, ganz speziell wir, auch im deutschsprachigen Ausland.


tab: Wie sieht die weitere Entwicklung aus?


Guido Gummert: Unser Brennstoffzellen-Heizgerät „Gamma“ ist ideal konzipiert für Bestands­immobilien der Einfamilien­häuser mit 8000 bis 25 000 kWh Wärmebedarf im Jahr. Für einen niedrigeren Wärmebedarf ent­wickeln wir bereits heute Systeme auf Basis der SOFC-Brennstoffzelle. Lebensdauer und Erhöhung der Start-Stopp-Zyklen, also die Modulationsfähigkeit, sind hier wieder ein Thema.

Bei der „Gamma“ ist das längst gelöst. Bei einem jährlichen Wärme­bedarf von über 20 000 kWh setzen wir auf Stirling-Heizgeräte wie „EcoGen“ oder „Evita“. Sie werden in Deutschland über die BDR Thermea-Marken Senertec, Brötje und Remeha vertrieben.


tab: Es ist also für jede Größenordnung etwas geboten. Herr Gummert, vielen Dank für das interessante Gespräch.

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